Die OKC Thunder ‘auf Kipp’

“Wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er auch irgendwo ein Fenster.”

Dieses Sprichwort lässt sich wunderbar auf viele Lebenslagen übertragen. Es spendet Hoffnung in schlechten Zeiten und richtet den Blick auf schöne Dinge, die in der Zukunft warten.

So war es auch einst in der Stadt Seattle, in der der Basketballgott zuerst im Jahr 2008 die Türen zur Key Arena und schließlich das Tor zum Basketballhimmel (der NBA) für die Fans im basketballverrückten Seattle schloss.
Das Kapitel des Teams im mittleren Westen der USA war geschlossen und die Franchise wanderte ab in eine andere Stadt, nach Oklahoma City. Aber auch der Basketballgott neigt dazu, Hoffnung in schlechten Zeiten zu spenden und ein Fenster zu öffnen. In diesem Fall war die gespendete Hoffnung ein gefühlt 4,15m großer Small Forward mit langen Armen, der den Basketball revolutionieren sollte. Kevin Durant war das Geschenk an die Fans der nun neu gegründeten Thunder. Und wie es das Sprichwort so will, fehlten nur noch ein paar Teile die, bedacht gewählt von Sam Presti und den anderen Thunder-Frontofficers, ein Fenster öffneten. Ein Titelfenster. Mit perfekt gezogenen Spielern, wie der menschlichen Version des Tazmanian Devil in Russell Westbrook und zukünftigen Stars in Serge Ibaka und James Harden, hattet ihr, liebe Fans, das, was man einen Contender nennt. Und nach ein paar Ego-Abstimmungen, nur 23 Siegen in der Saison nach dem Umzug (2008/2009), vielen harten Stürzen und einem kometenhaften Aufstieg von dem 4,15m großen Small Forward, war das erste, große Erfolgsjahr gekommen. Dennoch war dann in eben jenem Jahr 2012, in der Finalserie gegen die unschlagbaren Miami Heat schluss. (Ernsthaft, schaut euch die Serie nochmal an, die Heatles waren einfach OG damals)
In den Jahren zuvor noch zwei mal in den Western Conference – Finals gescheitert, sollte dieses Jahr jedoch den Umschwung bedeuten. Eine Rivalität zwischen den Thunder und Heat für die Ewigkeit. Durant gegen LeBron. (Auch, wenn sich die beiden tatsächlich selten gegenüberstanden und die Verteidigung der Heat vor allem eben nicht aus langem One-on-One, sondern aus 5 austauschbaren, über das Feld fliegenden Defensiv-Monstern bestand.)

Das war die Vergangenheit. Das sind die Dinge, die wir alle wissen. Es sollte bergauf gehen, das war der Plan…

Heute, im Jahr 2014, sieht die Welt ganz anders aus.
Ich hate weder die Thunder, noch glaube ich, dass ich GM sein sollte, noch will ich auf dem Boden Liegende treten. Ich mache es aber trotzdem kurz.

Als Beobachter der NBA weiß man bislang ein paar andere Dinge, die man einfach nicht totschweigen kann, man weiß von Fehlern, die einem der besten Spieler unserer Zeit in Kevin Durant davon abhalten, um den Titel zu spielen. Und so fange ich mit dem offensichtlichsten an:

Der völlig unsinnige Trade von James Harden

Das Thema wurde schon zu oft besprochen, aber man muss es einfach immer wieder aufbringen. Der Trade war einfach totaler Mist. Jeremy Lamb, Kevin Martin und 3 Picks, davon zwei in der ersten Runde von den Houston Rockets, für den zum Superstar mutierenden James Harden.

Ich kritisiere nicht den Trade an sich, ich kritisiere eine damit zusammenhängende Tatsache, auf die ich im Fazit nochmal genauer zu sprechen komme.
Man hätte Harden für ein weiteres Jahr behalten können. Für die 5.820.417 Dollar, die ihm dann die Rockets zahlten, bevor sie ihm einen neuen Vertrag gaben.
Richtig gehört:
James Harden lieferte in seiner neuen Rolle im Schnitt 25,9 Punkte, 4,9 Rebounds und 5,8 Assists in der Saison 2012/2013.
Man hätte natürlich nicht diese Zahlen bekommen. Aber für 5.8 Millionen Dollar hätte man sehen können, was sich aus ihm entwickelt und nicht im Jahr nach einer Finals-Teilnahme den drittbesten Spieler eines Contenders, mit Upside zum Superstar für ein paar Assets und Picks getradet. Ich bin mir sicher, dieser Trade wird in der Geschichte als eine der schlechtesten Managemententscheidungen der NBA eingehen.

Kendrick Perkins

Es würde schon reichen, einfach nur den Namen zu schreiben. Ich habe es so satt, dass man ständig versucht Kendrick Perkins irgendwie gut zu schreiben oder zu reden. Kendrick Perkins war ein elitärer Verteidiger und hat irgendwo auf seinem massiven Körper sicherlich auch noch ein “Ubuntu”-Brandmal, das ihm Kevin Garnett in Zeiten der Boston Celtics mit einem Feuerzeug auf die Haut gebrannt hat. Aber Perkins ist schlichtweg ein überbezahlter, unbeweglicher, offensiv völlig unbrauchbarer Center, der mit mehr als 8,4 Millionen Dollar nicht nur das Salary Cap der Thunder belastet, sondern auch bis zur Saison 2014/2015 den Weg zu viel Spielzeit für aufstrebende Talente wie Steven Adams versperrte. Was finden die Thunder bloß an Perkins?
Ich verstehe es auf keiner Ebene.
Statistisch ist Perkins ein Totalausfall.

In keiner Saison für die Thunder legte Kendrick ein höheres PER als 10 auf. In der Saison 2013/2014 war es gerade einmal 6,3.

Auf 36 Minuten gerechnet waren es nie mehr als 7,3 Punkte bei einer Quote von unter 50% in den Jahren in Oklahoma, seit er sich 2010 den Thunder anschloss. Einzig die Rebounds, die auf 36 Minuten gerechnet bis auf 9,6 in dieser Saison anstiegen, rechtfertigen zumindest kurze Einsatzzeit.
Natürlich ist die Verteidigung mal ein Faktor gewesen, aber die Zeiten sind auch vorbei.
Perkins schaffte es in der letzten Saison fast so viele Fouls wie Punkte aufzulegen (105 Fouls zu 117 Punkten), das spricht für Ratlosigkeit in der Verteidigung. 5,3 Fouls auf 36 Minuten, kombiniert mit den 2,7 Turnover und knapp über 55 Prozent Wurfquote von der Freiwurflinie unterstreichen doppelt und dreifach die Aussage.

Man kann sich einen “Lockerroom Guy” und Enforcer wie Perkins leisten, wenn man gewillt ist, den Preis für ihn ZUSÄTZLICH zu den Kosten für ein elitäres Team zu zahlen.
So liegt Perkins nur sehr, sehr schwer auf dem Gehaltsgefüge der Thunder und liefert dafür keinen Wert, der richtig und wichtig wäre.

Russell Westbrook ist kein unzerstörbarer Roboter

Wer jetzt glaubt, dass ich die Keule gegen Westbrock heraushole, irrt gewaltig. Ich mag das Spiel von ihm nicht. Ich finde, dass es keinen Spieler in der NBA gibt, der mit so grausamer Präzision falsche Entscheidungen trifft. Ich starre fassungslos auf den Fernseher, wenn der wohl beste Offensivspieler (Durant) der Welt in optimaler Position für einen entscheidenden Wurf steht und Russell Westbrook VÖLLIG überdreht und wie auf Speed in zwei Verteidiger dribbelt und einen Wurf nimmt, der schon in der Entstehung nach nothing but Plexiglas aussieht. Das ist Teil seines Spiels. Geschenkt!
Aber es ist Teil eines der besten Gesamtpakete der Liga. Russell Westbrook ist eine Urgewalt, einer der 10 besten Spieler der Liga, kann Mannschaften zum Contender machen und ist unmittelbar mit dem Erfolg der Thunder verknüpft. Und da ist die eigentliche Problematik. Glitt Westbrook noch verletzungsfrei duch High School und College, zeigte sich seine “Sterblichkeit” doch in den letzten Jahren recht eindrucksvoll. 3 Operationen am rechten Knie zwischen 2012 und 2014 limitierten den mehr als explosiv spielenden Guard auf ganzer Strecke. Dies ist niemanden geschuldet… ausser vielleicht Patrick Beverly. (https://www.youtube.com/watch?v=bH2kv0MfoSU)
Bekanntermaßen ist es dieses Jahr die gebrochene Hand Westbrooks, die für Sorgenfalten auf der Stirn der Thunder Fans sorgt.

Sorgenfalten, die sich mit dem Fußbruch Durants ins Unermessliche potenzieren.

Und das ist der Status Quo, der den Westen der NBA völlig aus dem Gleichgewicht brachte und die Franchise der Oklahoma City Thunder von einem vermeintlichen Meisterschaftskandidaten zu einem Playoffkandidaten machte.
Das Fehlen der beiden Superstars Kevin Durant und Russell Westbrook schlägt sich brutal in Zahlen nieder.

Mit nur 4 Siegen in 16 Spielen zeigt sich die Fragilität des nur um Westbrook und Durant aufgebauten Kaders.
Einzig der um einen Vertrag spielende Reggie Jackson überzeugt mit 20,2 Punkten und 7,8 Assits im Schnitt und einer must-win-Mentalität. Serge Ibaka zeigt mehr seinen Distanzwurf , als Treffsicherheit aus dem Feld. (45,3 Prozent). Circa vier mal pro Spiel wirft Ibaka den Ball in dieser Saison von jenseits der Dreierlinie. Eine Zahl, die nicht nur wegen der nur 0,7 Würfe, die er noch in der letzten Saison from Downtown nahm beeindruckend ist. Seine Trefferquote von 37,9% ist nicht nur sehr gut, sie blieb im Vergleich zum Vorjahr auch nahezu gleich. (38,3 Prozent in 2013/2014).

Und dennoch, trotz Ibaka und Jackson, ist der von Verletzungen geschüttelte Kader ohne Westbrook und Durant ein Lottery-Team und mit sollen sie plötzliche ein Contender sein?

Bitte.

Wenn man nur die blanke Mathematik verwendet, sieht es schon schlecht für das Team aus dem gleichnamigen Staat im Süden der USA aus.

Bedenkt man, dass für den Einzug in die Playoffs mindestens 49 Siege von Nöten sein werden, bedeutet das, dass die Thunder wieder zurück zu der 70% Siegquote müssen, die sie in den letzten Jahren erreichten.
Und das kombiniert mit der notwendigen Zeit, die man benötigt, um sowohl Durant als auch Westbrook zurück auf das Feld zu bringen, ohne die zukünftige Gesundheit oder mögliche Rückschläge zu riskieren.
Also wäre trotz der Situation, ein Erzwingen der Comebacks absolut unklug.

Fazit

Als der Basketballgott die Tür in Seattle schloss, öffnete er ein Fenster in Oklahoma. Ein Titelfenster, um genau zu sein.

Dieses Fenster ist im Begriff sich zu schließen und ist für meine Begriffe wohl schon auf Kipp. Ich werfe den Thunder nicht vor, dass sich Durant und Westbrook verletzt haben, dass das alleine schon der Grund sein kann, warum sich ein Titelfenster schließt, ist leider diese Saison bereits in Indiana zu bedauern. Ich werfe den Thunder vor, dass Sie die Regel missachtet haben, die Champions ausmacht:
Wenn man ein Fenster hat, dann reisst man es so lange und so weit es geht auf und scheut weder Kosten noch Mühen, denn die Zeit zeigt, ist es einmal zu, öffnet es sich lange erstmal wieder nicht.

Nach der Finalteilnahme hätten Sam Presti und die anderen Verantwortlichen den Kader so verstärken müssen, um im in der Saison 2012/2013 mit unnachgiebiger Gewalt in die Playoffs schlagen zu können. Das tat man aber nicht. Man tradete Harden, man behielt Perkins und man nutzte das Argument des zu kleinen Marktes, um teure Spieler zu holen aus, um so nicht die unbeliebten Luxussteuern zahlen zu müssen.

Wisst ihr, was den Geschmack von Luxussteuern verbessert?

Champion werden!

Wisst ihr, was sich besser anfühlt, als die ca 30 Millionen Dollar Gewinn, die OKC in der letzten Saison machten??

C H A M P I O N  W E R D E N!

In dieser Saison wird sich zeigen, ob die Thunder die vielleicht beste Möglichkeit ihrer jungen Geschichte vergeigt haben und ob Geiz und falsche Planung, einem der besten Spieler unserer Zeit die Möglichkeit nahmen, Champion zu werden. Die Addition von Anthony Morrow als Schützen für diese Saison ist natürlich nicht zu verachten. Aber war DAS das Einzige, was den Thunder einfiel? ANTHONY MORROW?

Zum Vergleich, Lou Williams, der gerade eine Sahne-Saison bei den Toronto Raptors abliefert, ging für effektiv KEINEN Gegenwert über die Ladentheke, da die Atlanta Hawks den für Williams getradeten John Salmons augenblicklich nach dem Wechsel aus dem Kader strichen.

Auch andere Spieler waren auf dem Markt, die den Thunder aber wohl entweder nicht passten oder zu teuer waren.

Man wird es nie erfahren, aber Fakt ist:

Die Thunder haben JETZT zwei der besten Spieler der Liga im Kader, die JETZT in ihrer Prime sind und JETZT noch langjährige Verträge haben.

Also muss man JETZT handeln, damit es in dieser und der nächsten Saison noch eine Chance auf den Titel gibt, bevor sich einer der beiden Superstars für eine andere Destination entscheidet. Zumindest Reggie Jackson wird nach dieser Saison wohl nicht mehr in Oklahoma sein, wenn man seine Forderung nach einem Maximalvertrag, seine Leistungen jetzt und das reichlich vorhandene Capspace in der nächsten Saison bedenkt.

FALLS das Wunder geschehen sollte und Durant und Westbrook rechtzeitig zurückkehren um in einem wahnwitzigen Run auf die Playoffs den benötigten achten Platz im Westen zu erreichen, würden Sie dann dem ersten Platz der Conference gegenüberstehen, der dann ein eingespieltes Playoff-Team sein wird und dann ziemlich sicher sehr sehr große Probleme für die Thunder darstellen. Was man hätte, wäre ein von Verletzungen bestimmtes Jahr und vor allem, ein weiteres verschenktes Jahr für Kevin Durant und Russell Westbrook.

Falls wir gerade Teil der größten Basketballgeschichte unseres Jahrzehnts sind und die OKC bis zur Championship spazieren, irre ich mich an diesem Punkt natürlich sehr gern.

Aber meines Erachtens beobachten wir gerade, wie die Thunder das Fenster nicht sahen und es sich gerade vor ihrer Nase schließt.

Quellen

Basketball-Reference.com, (2014). James Harden. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/players/h/hardeja01.html

Basketball-Reference.com, (2014). Kendrick Perkins. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/players/p/perkike01.html

Basketball-Reference.com, (2014). Oklahoma City Thunder. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/teams/OKC/

Basketball-Reference.com, (2014). Russell Westbrook. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/players/w/westbru01.html

Basketball-Reference.com, (2014). 2014-15 Oklahoma City Thunder. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/teams/OKC/2015_games.html

ESPN.com, (2014). Complete list of free agents: 2014 and 2015. [online] Available at: http://espn.go.com/nba/story/_/id/9947573/nba-free-agents-2014-2015

ESPN.com, (2014). 5-on-5 debate: Least Valuable Players. [online] Available at: http://espn.go.com/nba/story/_/page/5-on-5-140117/nba-least-valuable-players

Chandler `Third Option`Parsons

Ich war immer ein Fan von Spielern wie Chandler Parsons. Ich mag Leute, die vielleicht keine Superstars sind und auch nie werden, die keinen speziellen Skill haben, der sie aus der Masse hebt, die aber von allem ein bisschen können. So finde ich mich immer dabei wieder Leute wie Andrej Kirilenko, Josh Smith, Gordon Hayward und auch eben Chandler Parsons zu verteidigen, wenn es um deren spielerische Situation geht.
Was diesen Spielertyp auszeichnet, kann man oft schwer bemessen. Natürlich ist es sehr leicht die Schussauswahl von Josh Smith zu kritisieren und den Upside von Hayward zu hinterfragen! Aber es ist nunmal so, dass man bei diesen Spielern nie weiß, welchen Boxscore sie heute füllen…oder ob sie es überhaupt tun.

Bei Chandler Parsons war es eben diese Faszination, die mich immer wieder zu den Spielen der Rockets im Leaguepass führten. Die beiden Superstars der Rockets (Howard und Harden) sind und bleiben die unangefochtenen Leader des Teams, aber da war immer noch dieser ehemalige Zweitrunden-Pick, der Nacht für Nacht gute Leistungen ablieferte. Der schlacksige Chandler Parsons, ein fast 2,10m großer Small Forward, schnell auf den Füßen, guter Verteidiger, Energizer…immer für ein Highlight oder eine Leistungsexplosion gut. Er war der passende Rocket neben Harden und Howard, eine sehr gute, dritte Option und mit seinem damaligen Vertrag legendär unterbezahlt.

In seiner letzten Saison, bei dem Team, das ihn an 38er Stelle der Draft 2011 aus der University of Florida zogen, lieferte er solide Zahlen ab, die zu seiner Position und seinem Platz in der Rotation passten:

In 74 Spielen als Starter für die Raketen aus Houston kam Parsons in

37.6 Minuten

16,6 Punkte pro Spiel

5,5 Rebounds

4,0 Assits

1,2 Steals

Auch die Percentages waren mit 47,2% aus dem Feld und 37,0% hinter der Dreierlinie nicht zu verachten. Das PER von 15,9 war somit knapp über dem Ligadurchschnitt und die Usage Rate mit 20,5% die Höchste in den 3 Seasons in Houston. Gute, etwas überdurchschnittliche Werte.

Was nach der regulären Saison folgte, waren neben einem Verschlafen der Rotation von Parsons, ein Instant-classic-buzzerbeater von Damian Lillard und somit das frühe Ausscheiden der Houston Rockets gegen die Portland Trail Blazers aus den Playoffs.

http://www.youtube.com/watch?v=mejFtEY5faU

(Bei Sekunde 8 sieht man, wie die durch Parsons die Rotation zuerst hinkt und dann zerbricht, bei Sekunde 13, wie dann Parsons selbst hinkt und dann zerbricht.)

Die Saison für die Houston Rockets war also beendet und Parsons war in der Situation, die für NBA-Spieler einen Meilenstein symbolisiert:
Der erste große Payday.


Das Heckmeck in der Offseason war gelinde gesagt schwer zu verfolgen. Während sich viele Experten sicher waren, dass Parsons ein Rocket bleibt und niemand so richtig daran zweifelte, dass auch die Franchise aus Texas eben das will, war es Mark Cuban, der Besitzer eines anderen Teams aus eben jenem Staat der USA, der die Diskussion beendete.

Die Dallas Mavericks boten Parsons im Juli einen 3-Jahres-Vertrag über 46 Millionen Dollar.
Ein verdammtes MUST SIGN für Parsons, Rockets hin oder her, wir reden hier über 46 Millionen Dollar. Wenn bei Geld die Freundschaft aufhört, weiß ich nicht, was bei der Summe noch so aufhört.

Bekanntlich matchten die Rockets das Angebot der Dallas Mavericks nicht. (Das Team hätte die Chance gehabt, mit dem Vertragsangebot gleich zu ziehen um Parsons für den gleichen Betrag zu halten.)

Und so sollte der Gang zum Knax-Klub Konto dem symphatischen 26 jährigen noch deutlicher leichter von der Hand gehen, als noch in der letzten Saison. Monetär geht des dem Small Forward der Dallas Mavericks nämlicher besser als je zu vor. Nur 28 NBA-Spieler verdienen in der Saison 2014/2015 mehr als die 14.700.000 Dollar, die Parsons in dieser Spielzeit einstreicht.
Ist die Summe an sich schon beeindruckend genug, hat sie jedoch noch eine Besonderheit, die wohl so in der NBA nur bei Parsons zu finden ist:

Er verdient mit einer Unterschrift unter den Vertragspapieren seines neuen Arbeitgebers, der Dallas Mavericks, nun schlanke 138.570 Dollar mehr im Monat, als er es in Houston im Jahr verdiente.

Vertrag 2013/2014 Houston Rockets

Brutto jährlich = 926.500 USD

Netto jährlich = 550.403, 95 USD

                                                                     Netto monatlich = 45.867,00 USD

Vertrag 2014/2015 Dallas Mavericks

Brutto jährlich = 14.700.000 USD

Netto jährlich = 8.267.696, 00 USD

                                                                   Netto monatlich = 688.974,67 USD

Good for you, Chandler.


Da ich ein nerviger NBA-Fan bin, fragte ich jeden, der auch nur hin und wieder ein Spiel schaute, die gleiche Frage. Ich mailte sie sogar an Bill Simmons und Andre Voigt, weil es mich ununterbrochen beschäftigte:

Ist Parsons ein “10 Millionen im Jahr”- Spieler?

Ich diskutierte, stritt und redete mit anderen NBA-Fans in ganz Deutschland, von Hamburg über Stuttgart nach München. Und eigentlich war meine Meinung auch die aller Anderen:
Zehn Millionen im Jahr, das kann man machen. Alles andere ist wohl zu hoch und wird auch nicht passieren.

Als ich dann vom neuen Vertrag von Parsons hörte, war ich geschockt. Nicht wegen der Summe, das Hantieren mit Verträgen in der NBA hat aufgrund der Höhe der Summen für einen Beobachter wie mich ohnehin Spielgeld-Charakter.

Mein Gedanke war:
Was erwarten die Mavs bitte von ihm?

Was erwarten die Mavericks von einem 26 Jahre alten Small Forward, der die personifizierte dritte Option zu sein scheint?

Es war und ist mir nicht klar, was die Mavericks in dem Spieler sahen, den ich mir seit Jahren bei den Rockets anschaute.

Zugegeben, die Teams haben natürlich einen anderen Einblick in die pros und cons der Spieler. Aber vom reinen Eyetest war ich mir sicher:” Das kann für Parsons nur nach hinten losgehen.”

Und auch die reine Beobachtung von Spielerentwicklungen in der NBA bestätigt die Vermutung.

Laut stats insights erreichen Small Forwards (wie Parsons einer ist) ihren Höhepunkt die Effizienz betreffend mit 26 Jahren. Also in dem Alter, in dem Parsons sich jetzt befindet.

(https://www.bsports.com/statsinsights/analyzing-player-development-by-position#.VHRX-4uG__E)

Auch ist es bekannt und oft zitiert, dass NBA-Spieler eben zwischen 26 und 29 ihre Peak erreichen.

Also ist es ziemlich safe to say, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt wissen, welcher Spieler Chandler Parsons ist und was man von ihm erwarten kann.

Und das schlägt sich auch in den Zahlen wieder, die der Neu-Maverick diese Saison abliefert:
In 15 Spielen als Starter für die Dallas Mavericks kam Parsons in

31.9 Minuten

14,2 Punkte pro Spiel

4,7 Rebounds

2,2 Assits

0,9 Steals

Fallen hier die Zahlen zum Vorjahr leicht ab, so ist dieses vorallem den Minuten zu Schulden, die Parsons nun weniger spielt.

Die Statistiken auf 36 Minuten sprechen dazu passend eine absurd deutliche Sprache:

http://www.basketball-reference.com/players/p/parsoch01.html#per_minute::none

Chandler Parsons ist nahezu exakt der gleiche Spieler, wie in der letzten Saison in Houston.

Auf 36 Minuten gerechnet liest sich das so:

Statistik Houston_Dallas

Natürlich gibt es leichte Abfälle und Zuwächse in einzelnen Kategorien. So wurden weniger Assists bei leicht gestiegener Usage Rate gespielt (20,5 in Dallas zu 19,3 in Houston), aber dafür warf er einmal mehr auf den Korb.
Auch sind die gesunkenen Quoten aus dem Feld sichtbar, aber dies ist zum jetzigen Zeitpunkt auch vor allem dem neuen System und der neuen Situation rundum den Spieler aus Florida zuzuschreiben.

Parsons wird sich einpendeln. Und zwar genau da, wo er hingehört. Vertrag hin oder her…


Fazit:

Die laute Kritik am Start von Chandler Parsons bei den Dallas Mavericks ist für mich auf den ersten Blick nachzuvollziehen, aber auf den zweiten schlichtweg unverständlich. Schaut man genauer hin, ist er weder eine Mogelpackung, noch ein kommendes Schnäppchen mit Upside zum Superstar.

Als jemand, der Parsons und den Spielertyp, für den er steht, immer mochte, möchte ich keinesfalls sagen, dass Parsons schlechter geworden ist.

Er ist gleich geblieben. Und das ist mein Kritikpunkt, meine These und meine Sorge für die Mavericks. Chandler Parsons hat seinen Höhepunkt als Spieler bereits erreicht. Er ist 26 Jahre alt und somit statistisch auf der so oft zitierten Peak. Die Charakteristik eines Spielers verändert sich nicht mehr komplett, wenn er die 25 überschritten hat. Und die dritte Option eines Teams zu sein ist nichts Schlechtes, aber das, was Parsons ausmacht.

Davon ausgehend, dass Nowitzki und Monta Ellis noch 2-3 Jahre spielen, wird Parsons bis zu seinem 29 Lebensjahr auch hier die dritte Option bleiben, WENN er im letzten Vertragsjahr in Dallas bleibt.

Der wahnsinnige Vertrag der Mavs klang wie ein Vorbote zu einer Leistungsexplosion, die nicht kommen wird und auch nicht muss. Ich “verurteile” Spieler oft nach ihrem Vertrag und ob sie entsprechend ihres Gehaltschecks abliefern. Aber bei Parsons wurde eine Upside bezahlt, die weder zu seinem Alter, noch seinem Vertrag, noch seiner Situation passt.

Aber das muss sie auch nicht. Spieler wie Parsons werden immer überbezahlt werden. Und Parsons ist brutal überbezahlt. Das soll nicht sein Problem sein, wird es auch nicht.

Parsons ist an diesem Punkt seiner Karriere der Spieler, der er bleiben wird.

Mit kaum veränderten Zahlen auf dem Statistikbogen, aber deutlich anderen auf dem Knax-Klub Konto.

Quellen:

Basketball-Reference.com, (2014). Chandler Parsons. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/players/p/parsoch01.html

Calculatenetsalary.com, (2014). Calculate net salary and income tax. [online] Available at: http://calculatenetsalary.com/

ESPN.com, (2014). NBA Player Salaries – National Basketball Association – ESPN. [online] Available at: http://espn.go.com/nba/salaries

ESPN.com, (2014). Parsons to join Mavs as Rockets won’t match. [online] Available at: http://espn.go.com/dallas/nba/story/_/id/11211261/houston-rockets-decline-match-dallas-mavericks-offer-chandler-parsons

GmbH, D. (2014). KNAX | Sparkassenauswahl. [online] Knax.de. Available at: http://www.knax.de/default.aspx

Salmon, J. and Salmon, J. (2013). Analyzing NBA Player Development by Position. [online] Bloomberg Sports. Available at: https://www.bsports.com/statsinsights/analyzing-player-development-by-position#.VHRX-4uG__E

Spotrac.com, (2014). 2014-2015 NBA Top Base Salaries. [online] Available at: http://www.spotrac.com/rankings/nba/