3/4 Saison liegen noch vor uns – Mein Blick in die Glaskugel

So schnell ging es nun doch plötzlich. 3 Wochen sind um und ich schreibe meinen letzten Blogpost für meine Bachelor-Thesis. Ich habe mich dabei mit der Vergangenheit von Omri Caspi und der Gegenwart vieler anderer Themen gewidmet und nun, möchte ich mal in die Glaskugel schauen und ein bisschen Wahrsager spielen.

Es ist etwas mehr als ein Viertel der Saison gespielt und wenn man eines meist ziemlich sicher über die Liga sagen kann, dann ist es, dass nichts wirklich sicher ist. So sind Tendenzen, Trends, Winning- und Losingstreaks oft nur einen Trade oder Verletzung davon entfernt, völlig ihre Bedeutung zu verlieren. Ich nenne diese Dinge mal ganz einfach, die Variablen der Saison. Und auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass ich jetzt gehörig im berühmten Kaffeesatz lese, so bin ich doch jetzt schon gespannt darüber, wann und ob ich richtig lag mit meinen Annahmen.

Also nach diesem Disclaimer noch einmal der Hinweis auf meine geistige Restkompetenz: Ich weiß, dass ich vielleicht völlig falsch liegen werde und ich weiß, dass nichts garantiert ist.

Und so gibt’s hier zum Abschluss meine Glaskugel für den Rest der Saison 2014/2015.

Der Brooklyn Nets Firesale

Hätten die Nets nicht noch ein paar Tagen warten können? Bis morgen? Bis zum 12.12.2014?

Dann hätte man wegen des Wochentages und der Anmutung der Bekanntgabe der Brooklyn Nets auch einfach vom BLACK FRIDAY sprechen können. Einmal wegen des Farbschemas, das die Nets so konsequent durchziehen und vor allem, weil der Anbietende auf dem Markt der NBA meist eher leer ausgeht.

11.12.2014/1600 Ortszeit ist DAS der Stand der Dinge:

Wenig ist passiert, nachdem die Brooklyn Nets verkünden ließen, dass fast jeder aus dem desolaten Kader der enttäuschenden Nets zu haben ist. Einzig Andrei Kirilenko wird wohl für ein bisschen Pick-Getausche nach Philadelphia ziehen und dort höchstwahrscheinlich nichtmal die Koffer auspacken, sondern gleich den Rest seiner 3,3 Millionen Dollar einpacken, nachdem er released wurde und sich einem Contender anschliessen.

Also ist hier schonmal zu sagen:

1. Andrei Kirilenko geht zu einem Contender im Westen

Wenn ich mir die Bank der Clippers anschaue und dort nicht weiß, ob Big Baby Davis ein Spieler oder ein beleibter Fan ist und daneben der gefühlt 45 Jährige Hedo Turkoglu nur sehr ungern, erschrocken aus seinem Nickerchen aufwacht, wenn Coach Rivers den betagten Namen des Türken ruft, dann sehe ich da doch einen Platz auf der Bank.

Irgendwo zwischen Jamal Crawford und dem Hairdo von Chris Douglas-Roberts.

Ich denke, das wäre eine Destination für Kirilenko und für einen kleinen Dollar auch eine Überlegung Wert ist für die Clippers, die Dringend einen großen Spieler auf dem Wing benötigen, der Basketball verstanden hat.

Einzig die Tatsache, dass AK-47 in den letzten Jahren kein guter Dreipunktschütze war (Nur knapp 25% bei zwei Versuchen in den zwei Saisons zwischen 2012 und 2014), lässt Zweifel aufkommen. Aber Kirilenko war nie ein Spieler der Stats und hat seinen Wert vor allem mit Spielintelligenz und Defense in 12 Jahren in der Liga bewiesen und ist dabei erst 33. Kirilenko ist noch nicht am Ende der Karriere angekommen und würde den Clippers gut zu Gesicht stehen.

2. Brook Lopez wird ein Celtic


Ok, zugegeben, viele Teams würden sich über den Center freuen. Und einige Teams könnten es sich leisten, den sympathischen 26jährigen zu verpflichten. Lopez schlägt noch zwei Jahre und mit recht moderaten 15,7 Millionen Dollar in dieser Saison zu buche, WENN er wieder zu annähernd “alter” Form kommt. Lopez ist verletzungsanfällig und durch die Situation jetzt gegebenfalls in der Lage ein Contract Year zu spielen und die Option auf die 16,7 Millionen Dollar für die Saison 2015/2016 nicht zu ziehen. Wenn die Knochen halten und er in der richtigen Situation ankommt, ist er ein wichtiges Tradepiece. Karrierenwerte von knapp 18 Punkten bei gut 50% aus dem Feld, 7,2 Rebounds und 80% von der Freiwurflinie sind nicht die schlechtesten Werte für einen Spieler in der Liga, in der reine Center nicht nur immer knapp sind, sondern auch chronisch überbezahlt werden.

Und der Platz für Lopez ist für mich bei den Celtics. Eine solide Franchise mit einem Kader, der zu gut ist, um schlecht zu sein. Die Celtics haben Draftpicks und jede Menge Kombinationen von Spielern, die man nach Brooklyn schicken kann. Mit passendem Gehalt und Wert für die Nets. Und natürlich den Korpus von Gerald Wallace + die 20 Millionen Dollar, die Wallace diese und nächste Saison verdient, versteht sich.

Sowohl Konstellationen mit Jeff Green als auch anderen Spielern werden von der Trademachine durchgewunken und bescheren den Nets einen guten Spieler in zum Beispiel Green und den Celtics den Big Guy, den sie so dringend brauchen.

Der Neuaufbau der Celtics geht voran, und ein 26jähriger, potentiell sehr guter Center passt ins Bild.

3. Niemand kann sich Joe Johnson leisten

Ich weiß nicht warum, aber ich war irgendwie der Meinung, dass Joe Johnson längst einen kleineren Vertrag hat. Als ich wie von der Tarantel gestochen zu http://www.basketball-reference.com/ sprang um zu sehen, wer wohl einen der Nets Spieler abgreifen könnte, bekam ich einen mittelschweren Herzinfarkt. Bin ich mit den Gehältern in der Liga eigentlich recht sicher, hätte ich falscher nicht liegen können. Mehr als 48 Millionen Dollar streicht der 33jährige diese und nächste Saison noch ein.

Der Wert, der ziemlich genau dem Vertrag von Kobe Bryant gleicht, macht es nahezu unmöglich den soliden Forward zu verschiffen. Beim Sprung zur Trademachine hat man das Gefühl, die Website säufzen zu hören, wenn man den Curser über den Namen von Johson gleiten lässt.

Johnsons Vertrag ist zu hoch für die meisten Teams und die Tatsache, dass man dem dann 34 Jährigen in der Saison 2015/2016 nochmal knapp 25 Millionen Dollar überweisen muss, lässt mich kaum Franchises sehen, die dies mit sich und den Leistungen des Spielers vereinbaren können.

Joe Johnson bleibt in New York.

4. Deron Williams auch


Die Pointguard-Dichte in der NBA ist for real und vor allem die jungen Aufbauspieler dominieren vielmals das Geschehen. Steph Curry, John Wall, Kyrie Irving, Kemba Walker sind nur ein paar der PGs, die laufende Verträge haben und gleich gut oder schlichtweg besser sind, als Deron Williams es derzeit ist. Dazu kommen die 40 Millionen Dollar, die Williams diese und nächste Saison auf dem Vertrag stehen hat. (Die mit weiteren 22,3 Millionen Dollar dotierte Saison 2016/2017 kann und wird der “Early Termination” zum Opfer fallen)

Williams ist 30 Jahre alt und spielt zwar diese Saison wieder soliden Basketball, wird aber ein schweres Gewicht auf der Gehaltsliste jedes Teams. Wenn nicht gigantischer Verlust der Nets in Kauf genommen wird, bleibt auch Deron Williams im Big Apple.

Was mich zum nächsten Punkt bringt.

5. Die New York Knicks werden das schlechteste Team der Saison 2014/2015

Wahrscheinlich nichteinmal vom Record. Eher vom Eyetest und dem flauen Gefühl im Bauch, wenn die Saison beendet ist. Nur ZWEI Spieler im völlig absurden Kader der Knicks haben ein PER über dem Ligadurchschnitt von 15. Amare Stoudemire (WHAT?) und Carmelo Anthony. Der wird Berichten zu Folge eine Knie OP brauchen und fällt zumindest erstmal zeitweilig aus. Dazu die Kombination aus JR “I should shoot” Smith, Andrea Bargnani (auch verletzt) und den Unstimmigkeiten, die es im Verein geben soll, spricht wirklich nichts mehr für das Team aus New York. Die Tage der Knicks sind gezählt, get outta here Spike Lee.

Momentan steht der Record bei 4 – 20 und ist somit in einem Atemzug mit den 76ers und den Pistons zu nennen. Teams, die entweder genau so sein wollten (Sixers) oder ohnehin nicht viel Hoffnung haben (Pistons). Nimmt man das, die oben genannten Punkte und die Tatsache, dass die Erwartungen im Big Apple immer höher sind, als sonstwo, wird das dunkle Jahr für die Knicks nicht besser werden. Ein Neuaufbau ohne Picks, dafür aber mit jeder Menge Capspace und keiner verlockenden Situation für Free Agents, steht den Knicks bevor. Diese Katastrophen- Saison zwischen Fisher, dem Zen-Master und der Triangle-Offense wird erst der Anfang einer langen Durststrecke für die Knicks werden.

6. Die Cavs werden besser als die Bulls

Ich meine hier den folgenden Fall. Sollten die Cavs in den Playoffs auf die Bulls treffen, werden die Cavaliers den Bulls eine weitere Enttäuschung bescheren.

Der Weg der Cavs wird in dieser Saioson stetig bergauf gehen. Zu groß ist das Talent und Entwicklungspotential der Big 3. Dazu kommen neben Trademöglichkeiten durch Waiters und einem 5 Millionen Dollar Tradekicker auch noch, dass die Cavs sich anderweitig verbessern können. Mit Waiters, oder ohne.


Nimmt man nun die Fragezeichen, die rund um die Bulls schwirren, bleibt mir kaum eine andere Möglichkeit, als auf die Cavaliers zu setzen.

– Kevin Love ist ein Matchup-Albtraum für Pau Gasol, der im vierten Viertel neben Noah spielen soll.

– LeBron James ist ein Matchup-Albtraum für jeden Spieler

Die knauserigen Bulls müssen weitreichende Entscheidungen treffen und dabei auf die Situation und die Verträge von sowohl Jimmy Butler, der diese Saison auf einen Max-Deal hinarbeitet und Taj Gibson, der hinter dem älteren Gasol spielt und bereits mehrmals sagte, dass er sich im vierten Viertel auf dem Feld sieht.

Die Bulls sind gut, keine Frage. Aber mehr sind sie diese Saison auch nicht. Mit durchschnittlich 99,5 Punkten der Gegner, sind sie nur auf Rang 14 bei den zugelassenen Punkte. Im Defensiv-Rating ist es ein untypischer Platz 10 für Bulls, die eigentlich von ihrer defensiven Intensität zehrten.

Auch der Record von 13 Siegen in 21 Partien ist nicht so elitär, wie es viele darstellen möchten.

“Aber naja, Derrick Rose war ja auch nicht immer dabei und wird wieder so gut wie früher!”

Nein. Und das führt mich zu meinem nächsten, bitteren Blick in die Glaskugel:


7. Derrick Rose wird nie wieder ein Superstar sein

Ich habe es bereits im Podcast gesagt und stelle die Frage nochmal:
Warum glaubt eigentlich fast jeder, dass Derrick Rose wieder zu MVP-Form findet? Weil er Derrick Rose ist? Weil er so tolle Reha-Videos macht? Oder weil er sich gegen die damals übermächtigen Heat auflehnte? Ich will keine Witze über die tragischen letzten Jahre des Point Guards der Bulls reissen. Aber blindes Vertauen passt nicht zu blanken Realismus. Derrick Rose hat fast 2 Jahre kein Basketball auf NBA-Niveau gespielt. Diese Saison sollte er nach erfolgreicher Vorbereitung “fitter denn je” zurückkehren und die Bulls zurück auf den Siegespfad führen. Seit dem ist ein Viertel der Saison vergangen. Rose spielte in 13 der 21 Spiele, stand dabei knapp 27 Minutenauf dem Feld und lieferte ordentliche, stark schwankende Leistungen ab. Die 8 Partien, die der 26 Jährige aussetzte, waren selbstauferlegten Pausen und unabhängigen Verletzungen geschuldet.

Knapp 60% dieser Saison konnte Rose spielen. Und das ist, was ich glaube, was von Rose übriggeblieben ist. Das was wir von ihm erwarten können und sehen dürfen.

Nur um das klarzustellen. Ich mag Derrick Rose. Ich hate ihn nicht und ich wünsche ihm nur das Beste. Das, was er noch über Jahre in der Liga bringen kann ist ein guter Point Guard zu sein, der seine Pausen braucht und immer wieder mit Verletzungen Teile der Saison aussetzen wird. Rose war ein anfälliger Spieler und spielte seit 2011 in 62 NBA-Partien. Das kann und darf man nicht einfach ignorieren.
Nochmal: Ich hate ihn nicht und sage auch nicht, dass sein Karriereende bevorsteht, oder er ein schlechter Spieler ist. Aber was lässt uns glauben, dass die letzten JahrE einfach abzuharken sind? Vorallem mit diesem Saisonbeginn.


Wir haben den besten Basketball von Derrick Rose gesehen. Das Wort Superstar wird den Point Guard ewig wie einen Schatten begleiten, doch nie mehr wirklich beschreiben.

Bei keiner Prognose bin ich mir so sicher und hoffe so sehr mich zu irren.


8. Marc Gasol wird ein San Antonio Spur


Und bei keiner Prognose hoffe ich so sehr richtig zu liegen. Die Situation um den Center der Memphis Grizzlies könnte man derzeit sehr gut als positiv bezeichnen. Der vielleicht beste Center der Liga steigerte seinen Punkteschnitt um fast fünf Punkte bei verbesster Wurfquote (50,4%) zum Vorjahr (19,5ppg zu 14,6ppg), legt ein ebenfalls um fünf Punkte gesteigertes, elitäres PER 23,4 auf und befindet sich zu Recht in der erweiterten Diskussion zum MVP.
Dazu läuft es auch beim Team des ehemaligen zweitrunden Picks, den Memphis Grizzlies, mehr als gut und die Mannschaft aus Tennessee kann mit einem Record 17 Siegen in 21 Spielen durchaus in den Kreis der Contender aus dem starken Westen gezählt werden.
Die Gegenwart von Marc Gasol wirft keine Fragen auf, doch die Zukunft in Memphis ist ungewiss.

Der alternde Kader um Gasol und seinen congenialen Partner in Crime, Zach Randolph ist nicht der aussichtsreichste Ort für den erfolgshungrigen Spanier. Randolph hat zwar noch einen bis 2016/2017 laufenden Vertrag, wird dann aber bereits 36 Jahre alt werden und weitere, große Teile seiner Effektivität eingebüßt haben. Neben dem stets unterbewerteten Point Guard Mike Conley sind sonst vor allem Fragezeichen. Und das könnte den Blick von Gasol in andere Richtungen und somit zu anderen, erfolgreichen Franchises treiben. Und keine ist derzeit mehr mit Erfolg verknüpft, als die San Antonio Spurs.

Das Ganze passt einfach von beiden Seiten. Gasol wird am Ende dieser Saison, nach einem Career Year, Free Agent werden. Also sucht er nach Erfolg und Sicherheit in Kombination mit einem entsprechenden Vertrag.

Die Spurs können all das liefern. Neben dem Capspace wird sowohl bei Manu Ginobili, als auch bei Tim Duncan mehr als nur hinter hervor gehaltener Hand von Retirement gesprochen. Letzterer würde somit einen Platz unter dem Korb für Gasol freimachen und nicht nur das. Die erwartete Verpflichtung von Kawhi Leonard und der noch bis 2018 laufende Vertrag von Point Guard Tony Parker, würden in Kombination mit Gasol die Lücke zu den Vorjahren schliessen.
Das teamorientierte Spiel der Spurs und die Basketballintelligenz passen zusammen, wie Legosteine und wären eine Art “Instant Rebuild” des Teams aus Texas.

Wahrscheinlich passieren heute Nacht jede Menge Dinge, die alles widerlegen, was ich geschrieben habe. Aber ich gucke ja auch nur in die Glaskugel, es gibt nie Garantien in der NBA, das ist zumindest etwas, was wir sicher wissen.

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