I like big BUTS…

Nein, das ist kein Typo und ich rede weder über das Lied von Sir Mixalot, noch möchte ich mich jetzt über große Hinterteile auslassen.

Ich meine das große BUT, also dem englischen Wort für “aber”.

Eine gute Unterhaltung ist in der Regel eher ein gesittetes Gespräch zwischen zwei oder mehr Menschen mit ähnlichem Wissenstand. Das trifft natürlich auch auf Sport zu und bestimmt in meinem Fall 99% der Gespräche, die ich mit meinem gleichartig gestimmten Freunden und Mitspielern führe.

Teil dieser Streit- und Gesprächskultur ist dabei das ABER.

Egal welches Thema, einen Konsens gibt es, Gott sei Dank, meistens nicht. Egal ob Teams, Matchups oder vor allem Spieler, es gibt immer ein “big BUT”.

Eine Liga voller Championship or Bust, Superstar oder Bankdrücker, wenn man der allgemeinen Meinung folgen kann. Grauzonen gibt es hier wenig.

Und darum soll es heute gehen. Denn ich verteidige die Spieler in der Grauzone des Leistungsspektrum. Die, die sich zwischen den Extremen bewegen, aber dabei das Potential haben, BEIDES zu sein.

Spieler mit dem großen ABER.

Im meine ich Spieler, wie es sie zu Hauf in der NBA gibt. Spieler, die in welche Richtung auch immer, Kontroversen auslösen. Ich finde mich dabei oft dort wieder, wo mein eigentlich nicht sein will und ich wette ihr alle kennt das Problem:

Spieler gegen Kritik verteidigen, wo es eigentlich kaum etwas zu verteidigen gibt.

Eine fast schon irrationale Jagd nach DER Statistik, DER Zahl oder DEM Eyetest, der unsere heimlichen Lieblings-Chaoten irgendwie rechtfertigt.

Und so widme ich mich heute der TOP FIVE. Den Spielern, die ich immer wieder verteidige, denen ich immer ein Comeback wünsche und die ich einfach nicht am Rande ihrer Effizienz oder Karriere sehen mag.

Falls das hier jemand liest, würde ich mich freuen, wenn Ihr in den Kommentaren EURE Spieler dieser Art nennt.

PLATZ 5

LeBron James (Cleveland Cavaliers)

Der amtierende Inhaber des “Most Hated Ever”-Awards befindet sich IMMER in der Kritik. Kritik auf einem Niveau, die so lächerlich ist, dass man sich ständig wie bei “Täglich grüßt das Murmeltier” mit Bill Murray fühlt. Immer wieder die ollen Kamellen, wie LeBron der Choker in den Playoffs war, wie er die wichtigen Würfe abgab, wie er nie einen Titel gewinnen wird, bla, bla, bla…

Ich bin es wirklich leid, dass ich den wohl besten Spieler meiner Generation noch immer gegen haltlose Kritik an seinem Spiel verteidigen muss und Beispiele aus den den Jahren 2003-2007 hinzugezogen werden, um den Spieler LeBron James im Jahr 2014 zu kritisieren.

Nice try, haters. Ich hoffe ihr werdet nicht irgendwann, wenn die Karriere des selbsternannten King beendet ist, feststellen werdet, dass ihr die Prime eines der besten Spieler aller Zeiten damit vergeudet habt ihn zu haten, anstatt einfach zu geniessen und respektieren, was der Mann da Nacht für Nacht tut.

Es wird weniger, aber immer wenn auf einer Party nach ein paar Bier jemand gebraucht wird, der in die Bresche springt und Statistiken, Beispiele und positive Worte für James Spiel feuert, werde ich da sein. Einfach aus Tradition, vom Anfang seiner Karriere, bis zum Ende.

PLATZ 4

Rudy Gay (Sacramento Kings)

Ist deshalb eher in den honorable Mentions, weil ich glaube, dass die Zeit vorbei ist, in denen ich gegen Teilweise VÖLLIG gerechtfertigte Kritik an Gay reden muss. Es war immer irgendwie eher dieses Gefühl, dass ein Spieler wie Gay nicht schlecht sein kann, dass mich bei der Stange hielt. Lange Jahre in denen man Statistiken, Careerlows und ein nur leicht überdurchschnittliche PER, immer gegen den astronomischen Vertrag rechnen musste, den Gay im Jahr 2010 mit den Memphis Grizzlies abschloss. Der Vertrag, der ihm in dieser Saison, im letzten Vertragsjahr, noch einmal angenehme 19,3 Millionen Dollar auf das Konto spült.

Und obwohl mittelmäßige Leistungen bei schlechten Quoten Jahr für Jahr vergoldet wurden, glaubte ich an die Gerüchte, dass es an der Situation lag oder Gay schlecht sehen konnte. (http://www.cbssports.com/nba/eye-on-basketball/22856780/rudy-gay-says-his-vision-was-terrible-so-he-had-eye-surgery)

Und diese Saison, nach dem Trade der Toronto Raptors, Gay´s letzter Station zwischen 2012 und Dezember 2013, zu den Sacramento Kings, scheint Rudy Gay der Spieler zu sein, der er sein kann und den man nicht mehr verteidigen muss.

Nach WM-Gold 2014 legt der 28 Jährige mit 21,5 Punkten, knapp 47% aus dem Feld und 33% von der Dreierline solide Zahlen auf und greift sich dazu 6,3 Rebounds und verteilt ein Careerhigh von 4,3 Assists. Passend dazu gibt es in der Saison 2014/2015 bisher mit einem starken PER von 21,5 einen weiteren Karrierebestwert.

Wenn der neue TV-Deal einschlägt und das damit prognostizierte, verschobene Gehaltsgefüge in der NBA die höheren Verträge in der Liga in einen niedrigeren Vergleich zieht, wird Yin und Yang bei Rudy Gay für Ruhe sorgen.

Denn der neue Vertrag mit den Kings (im Schnitt 13 Millionen Dollar im Jahr), sollte dann nicht mehr, als eine hohe Vergütung, eines guten Spieler sein. Und das ist 2014 Rudy Gay, ein guter Spieler.

PLATZ 3

Michael Beasly (Shanghai Sharks [China])

(Hier in der Form eines offenen Briefes, der Dramatik halber und um ein Kapitel abzuschließen…vielleicht.)

Ach Michael, eigentlich solltest du Captain des “All Underachiever”-Teams werden. Irgendwo auf der Bank in der NBA sitzen und langsam aber sicher für eine weiteres Comeback deiner jungen, wirklich jungen Karriere sorgen. Du bist erst 25 Jahre alt und hast Talent, bis zur Hutspitze. Aber irgendwas UNTER der Hutspitze, nämlich in dem Kopf, der eben den Clownshut trägt, läuft etwas signifikant verkehrt.

Ich weiß nicht, ob es das viele Weed war, dass Dich aus der Profi-Bahn warf, das weiß wohl nur ein Psychiater.

Was ich aber weiß ist, dass Du ein wirklich, wirklich guter Basketballer warst und vielleicht noch sein kannst.

In der Saison 2010/2011 legte “Supercool Beas” starke 19,2 Punkte, 5,6 Rebounds und 2,2 Assists auf. Bei soliden 45% Wurfquote war der bullige Forward in Minnesota seinem Potential bisher am nächsten. Aber leider ging es seit dem, vor allem persönlich, bergab. Die Saison 2013/2104 bei den Miami Heat ließ mich hoffen, dass ich meinen Captain wieder im Boot habe. In 15 Minuten von der Bank sollte Michael Beasly die letzte Chance haben, seine Karriere wieder in Reihe zu bekommen. Und streng genommen, tat er das auch.

Knapp 50% aus dem Zweipunktbereich, dazu 40% von der Dreierline und ein leicht überdurchschnittliches PER von 16,8 (eine Steigerung von 6 von den 10,8 im Katastrophenjahr 2012/2013 bei den Phoenix Suns, die ihn darauf hin aus dem Kader warfen.) und eine scheinbar gute Arbeitsmoral, gepaart mit der Unterstützung von den Heat, die dich 2008 an zweiter Stelle der Draft zogen und dem Verlust der absolut idiotischen Frisur… das klang nach einer Feelgood-Story, die mit einer guten Karriere endet.

Eine Ritt in den Sonnenuntergang, als Ende des Heckmecks, Seite an Seite mit D-Wade und Pat Riley, mit langjärigem Vertrag in der Satteltasche und dem Ende meiner Ganzefeldverteidigung für Dich und dein Game, das hatte ich für Dich vorgesehen.

Aber Supercool, ich darf dich doch Supercool nennen, Du hattest nichts übrig für dieses Ende. Nach der starken Saison am South Beach, fandest Du dich bei den Memphis Grizzlies wieder. Mit dem geläuterten Raufbold und Chaoten Zach Randolph an der Spitze würde es in die richtige Richtung gehen. Aber dem war leider nicht so. Du wurdest ein weiteres mal gewaived und verdienst jetzt deine chinesischen Brötchen bei den Shanghai Sharks.

Ich weiß nicht, was bei dir los ist, ich befürchte aber, dass “ICH GLAUBE AN MICHAEL BEASLY”, ein Ende gefunden hat.

So long, Michael! Und lass die Finger vom Weed.

PLATZ 2

Josh Smith (Detroit Pistons)

Bei all dem Gerede über die miserablen Philadelphia 76ers und deren fast schon legendär schlechten Record von nur zwei Siegen in 20 Partien, lauert im Osten der USA, zwischen stillgelegten Fabriken und leeren Häusern eine Franchise, die im Moment nicht viel besser ist und sogar gerade vom Bezirksliga-Team der Sixers um Michael-Carter Williams geschlagen wurde…

DEEEEEETROIT BASKETBALL…ist 2014/2015 unansehnlicher, als das Gesicht von Donatella Versace und mit nur 3 Siegen in 21 Spielen kaum schlechter, als die 76ers aus Philadelphia.

Und mittendrin, genauer gesagt auf dem Small Forward (WHAT?) der Rumpftruppe um den Elitecoach Stan van Gundy, steht einer meiner Lieblingsspieler und macht meinen Job als Verteidiger sehr, sehr schwer.

Josh Smith.

Ok, den Job seiner Verteidiger in der Liga macht der 2,06m große Forward dagegen recht einfach.

Nur 26,7% seiner Versuche von der Dreierlinie landen im Korb. Ok, er hat zwar seinen Wurf von draußen begrenzt und wirft nun nur noch 1,4mal pro Spiel aus der Distanz. Denn, BIG NEWS: Im Dreierwerfen war er nie gut! Seine wohl beste Saison als Distanzschütze hatte er 2009/2010, als er nur 0,1 mal pro Spiel von Downtown warf und sich mehr auf seine zweite Leidenschaft konzentrierte. Die Leidenschaft, die er auch diese Saison mit 39,3 Prozent aus dem Zweipunktbereich feiert.

Denn anstatt for three abzudrücken, macht Smith etwas UNFASSBAR kluges. Er macht einen Schritt nach vorn und drückt halt dann ab.

Good Job, Josh. Nun nimm dir bitte kurz deine Brille und schau auf den Vertrag, den Detroit dir gab:
Glatte 14 Millionen Dollar im Jahr gibt es für diese und die nächsten zwei Saisons.

Gut, dass du das mit einem PER von 13,5 rechtfertigst. Careerlow? Hat jemand Careerlow gesagt?
Ja!
Denn das gibt es auch bei den Punkten, wenn man seit der Sophomore-Saison 2005/2006 bei den Atlanta Hawks rechnet, die Smith im Jahr 2004 drafteten und viele Jahre planten, um den extrem athletischen und begabten Defensivspieler ein Team aufzubauen.

War nicht so erfolgreich, das Ganze.

Und trotzdem sage ich ABER und fange an Smith zu verteidigen.

Ich LIEBE das Spiel von Josh Smith. Klar, in dieser Saison macht er das Ganze zum Fulltime-Job und auch ich finde mich in dem Dilemma, dass einfach kein Team Smith mit der Leistung in Korrellation mit dem Vertrag nehmen würde und ein Trade raus aus der Motor City einfach unmöglich zu sein scheint.

Dabei ist der 29 Jährige DAS Schweizer Taschenmesser der NBA und einfach in Detroit in der dümmsten Situation der Liga. Welche Genie ist eigentlich auf die Idee gekommen zu Greg Monroe, einem sehr guten Power Forward mit limitierten, altmodischen Skills und Andre Drummond, einem sehr guten Center mit limitierten, neumodischen Skills (Dunken, springen, Rebounden, Blocken) EINEN WEITEREN POWER FORWARD ZU VERPFLICHTEN UND IHN AUF DEN FLÜGEL ZU STELLEN?

Ok, anderes Thema.

Smith kann, außer Dreipunktwürfen, alles. Eigentlich konnte auch das mal ganz kurz gut, nimmt man die Saison 2010/2011 in der er 33% seiner zwei Versuche traf.

Er ist in der Lage beide Forwards zu verteidigen, blockte zeitweise fast 3 Würfe pro Spiel (2007/2008 mit 2,8 Blocks) und liefert durchschnittlich zwei Rejections ab, dazu ist er klaut er 1,3 mal den Ball, kann Rebounden (7,9 Karriereschnitt) und passen (Careerhigh 4,9 Assists in dieser Saison).

Er ist einer der wenigen Spieler, die mir einfallen, der in der richtigen Situation ein 5×5 Spiel abliefern könnte. Also mindestens 5 Punkte, Rebounds, Assists, Steals und Blocks. Und vom Talent einer der besten aktiven Spieler, die nie All Star waren.

Würde er diese Saison nur nicht so verdammt schlecht spielen und nicht in diesem miesen Team stecken.

Ich verteidige Smith mit Leidenschaft und in einer perfekten Welt, wäre J-Smoove nicht in Detroit, sondern bei den Houston Rockets und würde dort mit Dwight Howard zusammen das Leben des Angriffs der Gegner zu Hölle machen. Dazu ein paar Midranger und die unnachahmliche Athletik des Linkshänders beim (seltenen) Zug zum Korb. Dort würde ich das verteidigen Ihm überlassen können.

Aber in der Realität habe ich noch ein paar ABER zu sagen, wenn Smith (zu recht) kritisiert wird.

Und muss ihm währenddessen ewig weiter beim Ballern und vergeuden seiner Peak zuschauen.

Aber man wird ja noch träumen dürfen, man wird ja noch träumen dürfen…

Platz 1

Russell Westbrook (Oklahoma City Thunder)

“WAS MACHT DER DA? WAS ZUR HÖLLE MACHT ER DA??”

So sollte eigentlich der zweite Name des Guards der Thunder lauten. Zugegeben, etwas lang wäre er schon, aber nicht weniger unpassend.

Ich verteidige Russell Westbrook in erster Linie vor allem gegen mich selbst. Schizophren, ich weiß.

Aber, wenn ich ein Spiel der Thunder schaue, werde ich wahnsinnig. So wahnsinnig, dass ich mich in zwei Personen spalte. Die eine Hälfte würde gerne Kendrick Perkins und Scott Brooks, den Coach der OKC, postalisch nach Sibirien schicken, den Teambasketball einführen und einen Chip in Westbrook installieren, der ihm jedes mal einen Elektroschock verpasst, wenn er mal wieder etwas komplett dummes macht. Courtside würde ich sicher einer Herzinfarkt kriegen.

Und dann ist da die Seite, die mich davon abhält, Russell Westbrook aus seiner idiotischen Garderobe zu prügeln, um ihm stundenlang Tapes mit dem Spiel der Spurs vorzuführen, bis aus ihm ein ETWAS weniger verrückter Spieler wird.

Die Seite, die einfach akzeptiert hat, dass Westbrook keinen Vergleich in der Ligageschichte hat.

Die Seite, die einfach akzeptiert hat, dass Westbrook und die 1 Millionen Volt, die ihn und sein Herz scheinbar antreiben, ihn zum vielleicht besten Guard der Liga machen. Einem GUARD. Ich glaube Russell ist eine Position für sich. Wie LeBron James, wie Kevin Durant, wie Carmelo Anthony oder jetzt Anthony Davis. Ein Tweener, ohne den ewigen, schlechten Nachgeschmack. Westbrook ist weit entfernt von einem richtigen Point Guard und wäre auf dem Shooting Guard schlichtweg unterfordert. Er braucht den Ball, er braucht die 300km/h. Er ist wie ein brutal getunter Strassenrenner , der im langsamen Zustand einfach nicht richtig läuft, weil sein Getriebe nicht für kurze Gangwechsel im Stadtverkehr gebaut ist. Dann gerät er ins Stottern.

Die Karrierestatistiken  geben beiden Hälften von mir Recht. Dem, der ihn Bremsen will und vernünftigen Basketball fordert und dem, der mit großen ABER, noch Lachgas an den Hochleistungsmotor schrauben will. (So stelle ich mir Westbrooks Gehirn beim Tipoff vor: https://www.youtube.com/watch?v=F8dKh0bGRD8)

20,1 Punkte, dazu 6,9 Assists und 4,9 Rebounds liefert das Kraftpaket aus Kalifornien im Schnitt ab, seit er im Jahr 2008 an vierter Stelle von den Seattle Super Sonics gezogen wurden.

Etwas geschmälert wird die Russell Westbrook Experience durch die Tatsache, dass sowohl Schussauswahl, als auch die Dreierquote von 30% und 3,5 Turnover pro Spiel, Hand in Hand damit gehen, dass er an der Seite des wohl besten und Effektiven Scorers unserer Zeit spielt und der Gurad der Thunder den Ball doch öfter in die Hände Durants geben sollte.

Es ist der Eyetest, der ihn mich lieben und hassen, angreifen und verteidigen lässt.

Am Ende siegt wohl immer die Tatsache, dass ich froh bin, dass ich Westbrook dabei zuschauen kann, wie er mit überhöhter Geschwindigkeit Mit- und Gegenspieler vor Fragezeichen stellt und dazu drei, für mich, sichere Gewissheiten.

Schlechte Beigeschmäcker, die die Highspeed-Westbrook-Expirience mit sich trägt und die beide Seiten in mir beruhigen.

  • Mit dem Spiel, wird niemand Champion und der Purist in mir mag das.
  • Mit dem Spiel, wird er schlecht in der Liga altern
  • Mit dem Spiel, habe ich noch viele Jahre Entertainment vor mir und kann die Explosivität dieses einzigartigen Guards bewundern.

Ich habe keine Ahnung, was zur Hölle Westbrook teilweise macht, aber vielleicht ist das auch gut so. Zu viel Denken schadet der Unterhaltung bei Actionszenen.

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