Die Überraschungen der Saison 2014/2015

Egal wie alt man ist, wenn man ein geschlossenes Paket öffnet und keine Ahnung hat, was sich darin befindet, ist das einfach ein ziemlich aufregendes Gefühl.

(Ausser vielleicht im Film SE7EN, da ist das ja bekanntlich nicht so der Bringer. https://www.youtube.com/watch?v=1giVzxyoclE )

Es ist nicht einmal zwingend der Inhalt des Paketes, der einen Bewegt, es ist das Element der Überraschung.

Und obwohl Weihnachten, die eigentlich Zeit der Überraschungen, streng genommen noch nicht so richtig begonnen hat, widme ich mich heute meinen persönlichen Überraschungen der bisherigen NBA-Saison 2014/2015. Zugegeben, es ist natürlich sehr subjektiv, wer was überraschend findet, aber wie der Amerikaner zu sagen pflegt: “Last time I checked, this was my gig.”

DISCLAIMER:

Eigentlich möchte ich wirklich nur RICHTIGE Überraschungen nennen. Die Tatsache, dass ein Spieler in seinem zweiten oder dritten NBA-Jahr einen großen Sprung macht, ist nicht sehr überraschend. Dieses ist einfach Erfahrung, besseren Trainingsbedingungen und somit besserem Basketball geschuldet. Auch, dass die Philadelphia 76ers, außer ihrem Sieg gegen die zahnlosen Minnesota Timberwolves, bisher das schlechteste Team der Liga ist, ist keine Überraschung, weil der Kader diese Saison dafür gebaut wurde, zu verlieren. (Die Hälfte der Spieler muss warscheinlich jetzt noch einen Ausweis vorzeigen, wenn sie in die Katakomben der Arenen möchten, weil Sie einfach niemand kennt.)

Trotzdem werden in den “Honoroble Mentions” gegebenfalls etwas abweichend Menschen oder Teams auftauchen, die vielleicht nicht SO überraschend sind, ich mich aber trotzdem etwas verduzt ob der Tatsache fand, dass sie tun, was sie tun.

Also frei nach dem Motto, das beste zum Schluss sind hier:

DIE NEGATIVEN ÜBERRASCHUNGEN AUS EINEM MONAT NBA BASKETBALL

Honorable Mentions:

Brook Lopez (Brooklyn Nets)

Nicht nur, dass irgendwie niemand in der Marketing Crew der Nets Lust hat,aus dem Namen von BrookLYN Lopez was zu machen, bin ich von dem aus dem Los Angeles stammenden Spieler ein wenig enttäuscht. Er schaffte es aber nicht ins eigentliche Ranking, weil er in der letzten Saison verletzt war.

Dennoch: 15,8 Punkte in 30,3 Minuten und Career-Lows in Shootingpercentege (48,7%) und Assists (0,8) sowie wirklich schlechte 6,1 Rebounds sind zumindest teilschuldig an nur 8 Siegen in 17 Partien der Nets.

Step it up, Brook.

Ricky Rubio (Minnesota Timberwolves)

Der Spanier kam natürlich nicht ins Ranking, weil er sich im November, im fünften Spiel der Saison, dazu berufen fühlte umzuknicken und seitdem im schicken Anzug und mit dickem Vertrag auf der Bank der Timberwolves sitzt.

Dennoch: 10,8 Punkte bei 41,8% in den 32,61 Minuten, die er in den ersten 4 Partien auf dem Parkett stand. Das verträgt sich weder mit dem einemTreffer bei nur drei Versuchen von jenseits der Dreierlinie aus dem Feld, noch mit der Tatsache, dass Rubio der Leader der Kevin Love-less (http://espn.go.com/nba/story/_/id/11397368/kevin-love-traded-minnesota-timberwolves-cleveland-cavaliers) Timberwolves werden sollte. Wir wissen, was besser werden muss.

Get well, Ricky.

Cleveland Cavaliers

Ja, ja, ja! Ich weiß, ich weiß! Niemand konnte erwarten, dass die Cavs gleich loslegen, wie die Feuerwehr. Und als jemand, der Basketball seit Jahrzehnten spielt und beobachtet, dachte auch nur keine rationae Faser in mir daran, dass die neu strukturierten Cavaliers ohne Startschwierigkeiten und Wachstumsschmerzen in die Saison starten. Aber angefeuert von dem vielen Brimborium um James und sein “Coming Home”, Kevin Love und Kyrie Uncle Drew Irving, hoffte der irrationale FAN in mir, dass die Cavs trotzdem wie Gypsy Danger aus dem Film Pacific Rim (http://media.giphy.com/media/Zm9DbAXyit2Cc/giphy.gif) durch die Liga pflügen.

Dem war aber natürlich nicht so. Also alles normal und wie es sich gehört.

Grow slow and steady, Cavs.

Die WIRKLICHE, negative Überraschung

(Fast so schlimm, wie der Kopf in der Box)

Die Charlotte Hornets (4 Siege – 15 Niederlagen)

Ich weiß nicht, ob der Basketballgott den Teambesitzer der Hornets und besten Basketballer aller Zeiten, Michael Jordan, einfach noch immer richtig dafür hasst, dass er nicht am richtigen, am perfekten Punkt im Jahr 1998 TATSÄCHLICH seine Karriere beendete.

Aber der Gedanke ist nicht so abwägig, finde ich. Denn irgendwas läuft einfach richtig schief in North Carolina.

Nachdem man den Sport, den die damals noch Bobcats in ihren ersten Jahren seit der Neugründung im Jahr 2004 spielten, schwerlich als Basketball bezeichnen konnte, schien es plötzlich doch bergauf zu gehen.

Nach NUR acht Jahren zwischen Tabellenkeller und Niemandsland, gekrönt mit den nur 21 Siegen in der Saison 2012/2013, läutete die darauf folgende Saison den Wechsel in bessere Zeiten ein. Die Verpflichtung von Al Jefferson (Der auch der Wu-Tang Clan Rapper Raekwon sein könnte) war Teil einer scheinbar neuen Identität in Charlotte. Die Bobcats erreichten, angeführt vom Elite-Verteidiger Michael Kidd-Gilchrist, über die Defense die Playoffs. Mit dem vierten Rang bei den zugelassenen Punkten (97,1) und dem fünften Platz beim Defensive Rating stellten die Bobcats ein Bollwerk dar und kämpften sich auf den siebten Platz in der Eastern Conference.

Beflügelt vom neuen Gefühl in Carolina, kam der alte Name der Franchise zurück die für mehr Erfolg stand, als die Bobcats.

Die Charlotte Hornets sind zurück. Und mit ihnen die Rückkehr zu glorreichen Zeiten. Mit vollen Hallen und sicheren Playoffs…not.

Die Bobcats haben nicht nur einen schlechten Start erwischt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die 21,1 Siegquote die schlechteste Quote der Vereingeschichte. Nicht nur der Bobcats. Der ganzen, verdammten Vereinsgeschichte, seit der Gründung der Hornets im Jahr 1988.

Vor allem die Verpflichtung von Lance Stephenson, die in allen Bereichen Aufschwung bedeuten sollte, zeigt uns bisher nur, dass wir alle Stephenson und dessen Zeit bei den Pacers schlecht oder falsch einschätzten.

Die “Neu-Hornisse” Stephenson ist schlichtweg nicht angekommen. Nur 10,8 Punkte bei desaströsen 37,9% aus dem Feld und fast schon amüsanten 17,5% von der Dreierlinie, bei 2,3 Versuchen, sind gelinde gesagt katastrophal. Stephenson ist (noch) nicht der Star, für den vor allem er sich hält, weshalb Coach Clifford ihn auch immer wieder im vierten Viertel auf die Bank verfrachtete.

Und so sind die Charlote Horncats wieder da, wo sie sich in den letzten 10 Jahren immer befanden. Im Tabellenkeller haben sie sich ein gemütliches Nest gebaut und scheinen dies auch noch eine Weile behalten zu wollen.

Es krankt gewaltig bei den Hornets und diese miese Saison wird und muss Änderungen herbeibringen. Der Geruch der Looser-Franchise konnte auch nicht durch einen neuen (alten) Namen und neue Outfits aufgefrischt werden. Zugegeben, Lance Stephenson wird sich entwickeln und sich besser im System wiederfinden. Der Rythmus in der Offense wird wiederkommen, da bin ich mir sicher. Aber bisher schaue ich auf eine schlechte Franchise, die es einfach nicht schafft, aus dem Keller zu kommen. Und nach der hart erarbeiteten Playoffteilnahme im letzten Jahr, erwische ich mich dieses Jahr wieder dabei, das Team aus Charlotte im League Pass komplett zu ignorieren.

Es wird Zeit für Änderungen, vielleicht auch im Frontoffice. Bisher eine reine Enttäuschung, nach dem starken letzten Jahr.

WTF, Charlotte?

PS: Hier kann nachgelesen werden, wie 3meter5 Blogger Robert Jerzy versuchte, die Probleme der Hornets zu ermitteln -> http://3meter5.de/?p=2453

DIE POSITIVE ÜBERRASCHUNG AUS EINEM MONAT NBA BASKETBALL

Honorable Mentions:

Klay Thompson (Golden State Warriors)

Eigentlich könnte ich auch einfach die Warriors nennen. Aber der Shooting Guard des derzeit besten Teams der Western Conference tut das, was ich extrem an NBA-Spielern mag.

Er unterschreibt einen Vertrag für 4 Jahre und rund 70 Millionen Dollar, beginnend in der nächsten Saison UND VERGISST NICHT PLÖTZLICH, WIE MAN GUT BASKETBALL SPIELT.

Auch wenn in den nächsten Jahren die Schecks für eine gewaltige Taschengelderhöhung des 24 Jährigen sorgen. (Zur Erinnerung: Klay Thompson erhielt in den letzten Jahren tatsächlich nur ein Taschengeld seines Rookievertrages, da sein Vater ihn dem Umgang mit Geld lehren wollte.)

Klay Thompson überzeugt durch die Bank und kann sich wohl zu recht in die Riege der besten Guards der Liga zählen. Karrierebestwerte in Punkten (20,9), Rebounds (3,8), Assists (3,3) in, leicht reduzierten, 33 Minuten pro Spiel zeigen das umfassende Spiel des Warriors. Auch die Verbesserungen in allen Shootingpercentages von 44,8% aus dem Feld, über starke 87,7% Prozent von der Freiwurflinie und unfassbaren 45 Prozent von der Dreierlinie bei 6,3 Versuchen zeigen, dass Thompson nirgendwo auf dem Feld alleine gelassen werden darf.

Way to go, Klay.

Milwaukee Bucks (10 Siege – 10 Niederlagen)

Vergesst die Siegquote. Klar, die ist schon ok mit 50% und man mag fast glauben, dass die Bucks auf Playoff-Kurs sind… ABER HOLY MOLY, HABT IHR DIE BUCKS SPIELEN SEHEN?

OJ Majo macht seinem fettreichen Nachnamen keine Ehre mehr und sieht wieder aus wie ein Profisportler, Larry Sanders hat aufgehört Hunde zu misshandeln (http://sports.yahoo.com/blogs/nba-ball-dont-lie/larry-sanders-cited-leaving-dogs-outside-freezing-cold-014447334–nba.html) und spielt wieder guten Basketball, Brandon Knight scheint sich entschlossen zu haben, ein Point Guard zu werden, Rookie Jabari Parker entwickelt sich zu einem sehr,sehr soliden NBA-Spieler und GIANNIS ANTETOKOUNMPO! Ich habe keine Intention große Zahlenspiele und Statistiken zu wälzen. Allesamt würden sie dem Eyetest um Coach Jason Kidd nicht gerecht werden.
Guckt einfach die Bucks. Es ist ein großartiges League Pass-Team.

Es macht einfach Spaß, den Bucks aus dem Bier-Staat zuzuschauen und wenn die Kurve weiter so bergauf geht, wird Milwaukee ein zukünftiges Playoff-Team mit einigen All Star-Kandidaten und einer gewaltigen Upside. Dann wird über Zahlen geredet!

I see you, Milwaukee.

Kobe Bryant (Los Angeles Lakers)

Jaaaa, ich weiß, damit macht man es sich irgendwie einfach. Und ich bin auch nicht der größte Fan aller Zeiten. Aber das, was Old Man Bryant da abliefert, ist in der Tat eine Überraschung. Zurückgekehrt von 2 schweren Verletzungen, inklusive eines Achillessehnenriss, bringt uns die Black Mamba einmal mehr zum Schweigen. Allen Rufen nach Karrieende, der Kritik an seinem astronomischen Vertrag (48 Millionen Dollar über 2 Jahre) und den Zweifeln an dem Rest in seinem Tank, setzt Kobe Bryant das entgegen, was er in seinen knapp 19 Jahren in der stärksten Liga der Welt immer getan hat. Er feuert dagegen. Von überall. Und viel.

Der 36 Jährige reisst derzeit im Schnitt 35,7 Minuten pro Spiel ab und hakt auf der Liste der All Time-Rekorde einen nach dem anderen ab. 26 Punkte, dazu 5,3 Rebounds und 4,9 Assists steuert Bryant Nacht für Nacht bei. Zwar hilft das den miserablen Lakers (5 – 14) auch nicht beim Gewinn des berühmten Blumentopf, das kann Kobe aber auch ziemlich egal sein. 5 Meisterschaftsringe sagen.”Gib mir den Ball”.

Zwar schießt der Shooting Guard die schlechtesten Quoten seiner Karriere (42,3 2P% und 28,4 3P%), aber beim Ausblick der Lakers, spielt der Bryant ohnehin nur für sich. Verletzungspech an beiden Enden der Halbwertzeit für Athleten, beim 20 Jährigen Julius Randle (gebrochenes Bein) und dem 40 Jährigen Steve Nash (Alles und der Rücken) ist der letzte Kampf von Kobe Bryant nicht mehr um Titel, sondern gegen Father Time.Passt schon…

Keep gettin´them records, Kobe.

Die WIRKLICHE, positive Überraschung

Houston Rockets (14 Siege – 4 Niederlagen)

Nun, schwieriger Kandidat, aber zu recht eine Überraschung.

Denn: Die Rockets sind “for Real”.

Das Team, das Daryl Morey in den letzten Jahren so räuberisch aufbaute, ist vielleicht kein Titelkandidat. NOCH nicht.
James Harden spielt eine weitere, wahnsinnig starke Saison. Bei einem Spieler seines Kalibers keine Überraschung. Nimmt man die Career-Lows in Zwei- und Dreipunktewürfen (41%/34,2%) stehen dem ein paar Dinge gegenüber, die man aber schlichtweg einrechnen MUSS und die Harden in dieser Saison in die Diskussion zu einem der besten Spieler der NBA machen und “MVP-Saison” nicht so absurd wirken lassen, wie es einige unken wollen.

25 Punkte pro Spiel in leicht reduzierten 36,8 Minuten, dazu Career-Highs in Rebounds (6,1), Assists (6,6), Steals (2,0) und Blocks (1,1).

Beeindruckend? Ich bin noch nicht am Ende. Dazu führt der am meisten belächelte Verteidiger der Liga (https://www.youtube.com/watch?v=wVYJULACcao) die Rockets momentan an beiden Enden des Hardwoods an.
Wie bitte? Harden? Defense? HARDEN?

Jap. Die eben erwähnten Steigerungen in Steals und Blocks sind Teil des WIRKLICH ÜBERRASCHENDEN, defensiven Bollwerks, das die Rockets dieses Jahr halten:

Mit 93,0 Punkten, die das Team aus Houston pro Abend zulässt, sind die Rockets auf dem ersten Rang der Statistik, das Defensiv-Rating 99,6 heißt Platz 3 in der Liga.

Und das ganze OHNE den verletzten Center Dwight Howard, der diese Saison Orlando Magic-mässige Defense aufblitzen liess. OHNE Patrick Beverly, den mehr als defensiv orientierten Pointguard und OHNE den Terrence Jones, der vor allem mit Rebounds den Angriff des Gegners nach dem ersten Wurf beendet. 3 Spieler aus der Startformation fehlen den Rakten aus Houston und dennoch wird in Texas starker, verteidigungsorientierter Basketball gespielt.

Auch ist Trevor Ariza zu nennen, der diese Saison den abgegangenen Chandler Parsons ersetzen sollte und ein Spieler ist, der in der Vergangenheit dazu tendierte, nach der Vertragsunterzeichnung das Ganze etwas lockerer angehen zu lassen.

Zwar fielen seine Statistiken im Bereich des Shootings leicht ab, dies ist aber vor allem, seit die Defensive sich nicht mehr auf Howard im Post konzentrieren muss. Dessen fehlende Präsenz, stellt die Defensive vor leichtere Aufgaben und so kann diese schneller zu den Flügeln rotieren.

Wenn neben dem stark aufspielenden Griechen Kostas Papanikolaou noch für mehr Tiefe auf der Bank gesorgt werden kann und die Spieler, die bisher für den Ersatz der 3 fehlenden Starter sorgen, ihr Level halten können, sprechen wir am Ende der Saison in ganz anderer Art und Weise von den Rockets.

Wenn die Fragezeichen hinter Howards Verletzung verschwinden und die Startformation wieder zusammenspielt, sprechen wir von einem Team, dem niemand in den Playoffs begegnen will. Und da bleibt die letzte, zu beantwortende Frage…

Where is the ceiling, Rockets?

Chandler `Third Option`Parsons

Ich war immer ein Fan von Spielern wie Chandler Parsons. Ich mag Leute, die vielleicht keine Superstars sind und auch nie werden, die keinen speziellen Skill haben, der sie aus der Masse hebt, die aber von allem ein bisschen können. So finde ich mich immer dabei wieder Leute wie Andrej Kirilenko, Josh Smith, Gordon Hayward und auch eben Chandler Parsons zu verteidigen, wenn es um deren spielerische Situation geht.
Was diesen Spielertyp auszeichnet, kann man oft schwer bemessen. Natürlich ist es sehr leicht die Schussauswahl von Josh Smith zu kritisieren und den Upside von Hayward zu hinterfragen! Aber es ist nunmal so, dass man bei diesen Spielern nie weiß, welchen Boxscore sie heute füllen…oder ob sie es überhaupt tun.

Bei Chandler Parsons war es eben diese Faszination, die mich immer wieder zu den Spielen der Rockets im Leaguepass führten. Die beiden Superstars der Rockets (Howard und Harden) sind und bleiben die unangefochtenen Leader des Teams, aber da war immer noch dieser ehemalige Zweitrunden-Pick, der Nacht für Nacht gute Leistungen ablieferte. Der schlacksige Chandler Parsons, ein fast 2,10m großer Small Forward, schnell auf den Füßen, guter Verteidiger, Energizer…immer für ein Highlight oder eine Leistungsexplosion gut. Er war der passende Rocket neben Harden und Howard, eine sehr gute, dritte Option und mit seinem damaligen Vertrag legendär unterbezahlt.

In seiner letzten Saison, bei dem Team, das ihn an 38er Stelle der Draft 2011 aus der University of Florida zogen, lieferte er solide Zahlen ab, die zu seiner Position und seinem Platz in der Rotation passten:

In 74 Spielen als Starter für die Raketen aus Houston kam Parsons in

37.6 Minuten

16,6 Punkte pro Spiel

5,5 Rebounds

4,0 Assits

1,2 Steals

Auch die Percentages waren mit 47,2% aus dem Feld und 37,0% hinter der Dreierlinie nicht zu verachten. Das PER von 15,9 war somit knapp über dem Ligadurchschnitt und die Usage Rate mit 20,5% die Höchste in den 3 Seasons in Houston. Gute, etwas überdurchschnittliche Werte.

Was nach der regulären Saison folgte, waren neben einem Verschlafen der Rotation von Parsons, ein Instant-classic-buzzerbeater von Damian Lillard und somit das frühe Ausscheiden der Houston Rockets gegen die Portland Trail Blazers aus den Playoffs.

http://www.youtube.com/watch?v=mejFtEY5faU

(Bei Sekunde 8 sieht man, wie die durch Parsons die Rotation zuerst hinkt und dann zerbricht, bei Sekunde 13, wie dann Parsons selbst hinkt und dann zerbricht.)

Die Saison für die Houston Rockets war also beendet und Parsons war in der Situation, die für NBA-Spieler einen Meilenstein symbolisiert:
Der erste große Payday.


Das Heckmeck in der Offseason war gelinde gesagt schwer zu verfolgen. Während sich viele Experten sicher waren, dass Parsons ein Rocket bleibt und niemand so richtig daran zweifelte, dass auch die Franchise aus Texas eben das will, war es Mark Cuban, der Besitzer eines anderen Teams aus eben jenem Staat der USA, der die Diskussion beendete.

Die Dallas Mavericks boten Parsons im Juli einen 3-Jahres-Vertrag über 46 Millionen Dollar.
Ein verdammtes MUST SIGN für Parsons, Rockets hin oder her, wir reden hier über 46 Millionen Dollar. Wenn bei Geld die Freundschaft aufhört, weiß ich nicht, was bei der Summe noch so aufhört.

Bekanntlich matchten die Rockets das Angebot der Dallas Mavericks nicht. (Das Team hätte die Chance gehabt, mit dem Vertragsangebot gleich zu ziehen um Parsons für den gleichen Betrag zu halten.)

Und so sollte der Gang zum Knax-Klub Konto dem symphatischen 26 jährigen noch deutlicher leichter von der Hand gehen, als noch in der letzten Saison. Monetär geht des dem Small Forward der Dallas Mavericks nämlicher besser als je zu vor. Nur 28 NBA-Spieler verdienen in der Saison 2014/2015 mehr als die 14.700.000 Dollar, die Parsons in dieser Spielzeit einstreicht.
Ist die Summe an sich schon beeindruckend genug, hat sie jedoch noch eine Besonderheit, die wohl so in der NBA nur bei Parsons zu finden ist:

Er verdient mit einer Unterschrift unter den Vertragspapieren seines neuen Arbeitgebers, der Dallas Mavericks, nun schlanke 138.570 Dollar mehr im Monat, als er es in Houston im Jahr verdiente.

Vertrag 2013/2014 Houston Rockets

Brutto jährlich = 926.500 USD

Netto jährlich = 550.403, 95 USD

                                                                     Netto monatlich = 45.867,00 USD

Vertrag 2014/2015 Dallas Mavericks

Brutto jährlich = 14.700.000 USD

Netto jährlich = 8.267.696, 00 USD

                                                                   Netto monatlich = 688.974,67 USD

Good for you, Chandler.


Da ich ein nerviger NBA-Fan bin, fragte ich jeden, der auch nur hin und wieder ein Spiel schaute, die gleiche Frage. Ich mailte sie sogar an Bill Simmons und Andre Voigt, weil es mich ununterbrochen beschäftigte:

Ist Parsons ein “10 Millionen im Jahr”- Spieler?

Ich diskutierte, stritt und redete mit anderen NBA-Fans in ganz Deutschland, von Hamburg über Stuttgart nach München. Und eigentlich war meine Meinung auch die aller Anderen:
Zehn Millionen im Jahr, das kann man machen. Alles andere ist wohl zu hoch und wird auch nicht passieren.

Als ich dann vom neuen Vertrag von Parsons hörte, war ich geschockt. Nicht wegen der Summe, das Hantieren mit Verträgen in der NBA hat aufgrund der Höhe der Summen für einen Beobachter wie mich ohnehin Spielgeld-Charakter.

Mein Gedanke war:
Was erwarten die Mavs bitte von ihm?

Was erwarten die Mavericks von einem 26 Jahre alten Small Forward, der die personifizierte dritte Option zu sein scheint?

Es war und ist mir nicht klar, was die Mavericks in dem Spieler sahen, den ich mir seit Jahren bei den Rockets anschaute.

Zugegeben, die Teams haben natürlich einen anderen Einblick in die pros und cons der Spieler. Aber vom reinen Eyetest war ich mir sicher:” Das kann für Parsons nur nach hinten losgehen.”

Und auch die reine Beobachtung von Spielerentwicklungen in der NBA bestätigt die Vermutung.

Laut stats insights erreichen Small Forwards (wie Parsons einer ist) ihren Höhepunkt die Effizienz betreffend mit 26 Jahren. Also in dem Alter, in dem Parsons sich jetzt befindet.

(https://www.bsports.com/statsinsights/analyzing-player-development-by-position#.VHRX-4uG__E)

Auch ist es bekannt und oft zitiert, dass NBA-Spieler eben zwischen 26 und 29 ihre Peak erreichen.

Also ist es ziemlich safe to say, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt wissen, welcher Spieler Chandler Parsons ist und was man von ihm erwarten kann.

Und das schlägt sich auch in den Zahlen wieder, die der Neu-Maverick diese Saison abliefert:
In 15 Spielen als Starter für die Dallas Mavericks kam Parsons in

31.9 Minuten

14,2 Punkte pro Spiel

4,7 Rebounds

2,2 Assits

0,9 Steals

Fallen hier die Zahlen zum Vorjahr leicht ab, so ist dieses vorallem den Minuten zu Schulden, die Parsons nun weniger spielt.

Die Statistiken auf 36 Minuten sprechen dazu passend eine absurd deutliche Sprache:

http://www.basketball-reference.com/players/p/parsoch01.html#per_minute::none

Chandler Parsons ist nahezu exakt der gleiche Spieler, wie in der letzten Saison in Houston.

Auf 36 Minuten gerechnet liest sich das so:

Statistik Houston_Dallas

Natürlich gibt es leichte Abfälle und Zuwächse in einzelnen Kategorien. So wurden weniger Assists bei leicht gestiegener Usage Rate gespielt (20,5 in Dallas zu 19,3 in Houston), aber dafür warf er einmal mehr auf den Korb.
Auch sind die gesunkenen Quoten aus dem Feld sichtbar, aber dies ist zum jetzigen Zeitpunkt auch vor allem dem neuen System und der neuen Situation rundum den Spieler aus Florida zuzuschreiben.

Parsons wird sich einpendeln. Und zwar genau da, wo er hingehört. Vertrag hin oder her…


Fazit:

Die laute Kritik am Start von Chandler Parsons bei den Dallas Mavericks ist für mich auf den ersten Blick nachzuvollziehen, aber auf den zweiten schlichtweg unverständlich. Schaut man genauer hin, ist er weder eine Mogelpackung, noch ein kommendes Schnäppchen mit Upside zum Superstar.

Als jemand, der Parsons und den Spielertyp, für den er steht, immer mochte, möchte ich keinesfalls sagen, dass Parsons schlechter geworden ist.

Er ist gleich geblieben. Und das ist mein Kritikpunkt, meine These und meine Sorge für die Mavericks. Chandler Parsons hat seinen Höhepunkt als Spieler bereits erreicht. Er ist 26 Jahre alt und somit statistisch auf der so oft zitierten Peak. Die Charakteristik eines Spielers verändert sich nicht mehr komplett, wenn er die 25 überschritten hat. Und die dritte Option eines Teams zu sein ist nichts Schlechtes, aber das, was Parsons ausmacht.

Davon ausgehend, dass Nowitzki und Monta Ellis noch 2-3 Jahre spielen, wird Parsons bis zu seinem 29 Lebensjahr auch hier die dritte Option bleiben, WENN er im letzten Vertragsjahr in Dallas bleibt.

Der wahnsinnige Vertrag der Mavs klang wie ein Vorbote zu einer Leistungsexplosion, die nicht kommen wird und auch nicht muss. Ich “verurteile” Spieler oft nach ihrem Vertrag und ob sie entsprechend ihres Gehaltschecks abliefern. Aber bei Parsons wurde eine Upside bezahlt, die weder zu seinem Alter, noch seinem Vertrag, noch seiner Situation passt.

Aber das muss sie auch nicht. Spieler wie Parsons werden immer überbezahlt werden. Und Parsons ist brutal überbezahlt. Das soll nicht sein Problem sein, wird es auch nicht.

Parsons ist an diesem Punkt seiner Karriere der Spieler, der er bleiben wird.

Mit kaum veränderten Zahlen auf dem Statistikbogen, aber deutlich anderen auf dem Knax-Klub Konto.

Quellen:

Basketball-Reference.com, (2014). Chandler Parsons. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/players/p/parsoch01.html

Calculatenetsalary.com, (2014). Calculate net salary and income tax. [online] Available at: http://calculatenetsalary.com/

ESPN.com, (2014). NBA Player Salaries – National Basketball Association – ESPN. [online] Available at: http://espn.go.com/nba/salaries

ESPN.com, (2014). Parsons to join Mavs as Rockets won’t match. [online] Available at: http://espn.go.com/dallas/nba/story/_/id/11211261/houston-rockets-decline-match-dallas-mavericks-offer-chandler-parsons

GmbH, D. (2014). KNAX | Sparkassenauswahl. [online] Knax.de. Available at: http://www.knax.de/default.aspx

Salmon, J. and Salmon, J. (2013). Analyzing NBA Player Development by Position. [online] Bloomberg Sports. Available at: https://www.bsports.com/statsinsights/analyzing-player-development-by-position#.VHRX-4uG__E

Spotrac.com, (2014). 2014-2015 NBA Top Base Salaries. [online] Available at: http://www.spotrac.com/rankings/nba/