Chandler `Third Option`Parsons

Ich war immer ein Fan von Spielern wie Chandler Parsons. Ich mag Leute, die vielleicht keine Superstars sind und auch nie werden, die keinen speziellen Skill haben, der sie aus der Masse hebt, die aber von allem ein bisschen können. So finde ich mich immer dabei wieder Leute wie Andrej Kirilenko, Josh Smith, Gordon Hayward und auch eben Chandler Parsons zu verteidigen, wenn es um deren spielerische Situation geht.
Was diesen Spielertyp auszeichnet, kann man oft schwer bemessen. Natürlich ist es sehr leicht die Schussauswahl von Josh Smith zu kritisieren und den Upside von Hayward zu hinterfragen! Aber es ist nunmal so, dass man bei diesen Spielern nie weiß, welchen Boxscore sie heute füllen…oder ob sie es überhaupt tun.

Bei Chandler Parsons war es eben diese Faszination, die mich immer wieder zu den Spielen der Rockets im Leaguepass führten. Die beiden Superstars der Rockets (Howard und Harden) sind und bleiben die unangefochtenen Leader des Teams, aber da war immer noch dieser ehemalige Zweitrunden-Pick, der Nacht für Nacht gute Leistungen ablieferte. Der schlacksige Chandler Parsons, ein fast 2,10m großer Small Forward, schnell auf den Füßen, guter Verteidiger, Energizer…immer für ein Highlight oder eine Leistungsexplosion gut. Er war der passende Rocket neben Harden und Howard, eine sehr gute, dritte Option und mit seinem damaligen Vertrag legendär unterbezahlt.

In seiner letzten Saison, bei dem Team, das ihn an 38er Stelle der Draft 2011 aus der University of Florida zogen, lieferte er solide Zahlen ab, die zu seiner Position und seinem Platz in der Rotation passten:

In 74 Spielen als Starter für die Raketen aus Houston kam Parsons in

37.6 Minuten

16,6 Punkte pro Spiel

5,5 Rebounds

4,0 Assits

1,2 Steals

Auch die Percentages waren mit 47,2% aus dem Feld und 37,0% hinter der Dreierlinie nicht zu verachten. Das PER von 15,9 war somit knapp über dem Ligadurchschnitt und die Usage Rate mit 20,5% die Höchste in den 3 Seasons in Houston. Gute, etwas überdurchschnittliche Werte.

Was nach der regulären Saison folgte, waren neben einem Verschlafen der Rotation von Parsons, ein Instant-classic-buzzerbeater von Damian Lillard und somit das frühe Ausscheiden der Houston Rockets gegen die Portland Trail Blazers aus den Playoffs.

http://www.youtube.com/watch?v=mejFtEY5faU

(Bei Sekunde 8 sieht man, wie die durch Parsons die Rotation zuerst hinkt und dann zerbricht, bei Sekunde 13, wie dann Parsons selbst hinkt und dann zerbricht.)

Die Saison für die Houston Rockets war also beendet und Parsons war in der Situation, die für NBA-Spieler einen Meilenstein symbolisiert:
Der erste große Payday.


Das Heckmeck in der Offseason war gelinde gesagt schwer zu verfolgen. Während sich viele Experten sicher waren, dass Parsons ein Rocket bleibt und niemand so richtig daran zweifelte, dass auch die Franchise aus Texas eben das will, war es Mark Cuban, der Besitzer eines anderen Teams aus eben jenem Staat der USA, der die Diskussion beendete.

Die Dallas Mavericks boten Parsons im Juli einen 3-Jahres-Vertrag über 46 Millionen Dollar.
Ein verdammtes MUST SIGN für Parsons, Rockets hin oder her, wir reden hier über 46 Millionen Dollar. Wenn bei Geld die Freundschaft aufhört, weiß ich nicht, was bei der Summe noch so aufhört.

Bekanntlich matchten die Rockets das Angebot der Dallas Mavericks nicht. (Das Team hätte die Chance gehabt, mit dem Vertragsangebot gleich zu ziehen um Parsons für den gleichen Betrag zu halten.)

Und so sollte der Gang zum Knax-Klub Konto dem symphatischen 26 jährigen noch deutlicher leichter von der Hand gehen, als noch in der letzten Saison. Monetär geht des dem Small Forward der Dallas Mavericks nämlicher besser als je zu vor. Nur 28 NBA-Spieler verdienen in der Saison 2014/2015 mehr als die 14.700.000 Dollar, die Parsons in dieser Spielzeit einstreicht.
Ist die Summe an sich schon beeindruckend genug, hat sie jedoch noch eine Besonderheit, die wohl so in der NBA nur bei Parsons zu finden ist:

Er verdient mit einer Unterschrift unter den Vertragspapieren seines neuen Arbeitgebers, der Dallas Mavericks, nun schlanke 138.570 Dollar mehr im Monat, als er es in Houston im Jahr verdiente.

Vertrag 2013/2014 Houston Rockets

Brutto jährlich = 926.500 USD

Netto jährlich = 550.403, 95 USD

                                                                     Netto monatlich = 45.867,00 USD

Vertrag 2014/2015 Dallas Mavericks

Brutto jährlich = 14.700.000 USD

Netto jährlich = 8.267.696, 00 USD

                                                                   Netto monatlich = 688.974,67 USD

Good for you, Chandler.


Da ich ein nerviger NBA-Fan bin, fragte ich jeden, der auch nur hin und wieder ein Spiel schaute, die gleiche Frage. Ich mailte sie sogar an Bill Simmons und Andre Voigt, weil es mich ununterbrochen beschäftigte:

Ist Parsons ein “10 Millionen im Jahr”- Spieler?

Ich diskutierte, stritt und redete mit anderen NBA-Fans in ganz Deutschland, von Hamburg über Stuttgart nach München. Und eigentlich war meine Meinung auch die aller Anderen:
Zehn Millionen im Jahr, das kann man machen. Alles andere ist wohl zu hoch und wird auch nicht passieren.

Als ich dann vom neuen Vertrag von Parsons hörte, war ich geschockt. Nicht wegen der Summe, das Hantieren mit Verträgen in der NBA hat aufgrund der Höhe der Summen für einen Beobachter wie mich ohnehin Spielgeld-Charakter.

Mein Gedanke war:
Was erwarten die Mavs bitte von ihm?

Was erwarten die Mavericks von einem 26 Jahre alten Small Forward, der die personifizierte dritte Option zu sein scheint?

Es war und ist mir nicht klar, was die Mavericks in dem Spieler sahen, den ich mir seit Jahren bei den Rockets anschaute.

Zugegeben, die Teams haben natürlich einen anderen Einblick in die pros und cons der Spieler. Aber vom reinen Eyetest war ich mir sicher:” Das kann für Parsons nur nach hinten losgehen.”

Und auch die reine Beobachtung von Spielerentwicklungen in der NBA bestätigt die Vermutung.

Laut stats insights erreichen Small Forwards (wie Parsons einer ist) ihren Höhepunkt die Effizienz betreffend mit 26 Jahren. Also in dem Alter, in dem Parsons sich jetzt befindet.

(https://www.bsports.com/statsinsights/analyzing-player-development-by-position#.VHRX-4uG__E)

Auch ist es bekannt und oft zitiert, dass NBA-Spieler eben zwischen 26 und 29 ihre Peak erreichen.

Also ist es ziemlich safe to say, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt wissen, welcher Spieler Chandler Parsons ist und was man von ihm erwarten kann.

Und das schlägt sich auch in den Zahlen wieder, die der Neu-Maverick diese Saison abliefert:
In 15 Spielen als Starter für die Dallas Mavericks kam Parsons in

31.9 Minuten

14,2 Punkte pro Spiel

4,7 Rebounds

2,2 Assits

0,9 Steals

Fallen hier die Zahlen zum Vorjahr leicht ab, so ist dieses vorallem den Minuten zu Schulden, die Parsons nun weniger spielt.

Die Statistiken auf 36 Minuten sprechen dazu passend eine absurd deutliche Sprache:

http://www.basketball-reference.com/players/p/parsoch01.html#per_minute::none

Chandler Parsons ist nahezu exakt der gleiche Spieler, wie in der letzten Saison in Houston.

Auf 36 Minuten gerechnet liest sich das so:

Statistik Houston_Dallas

Natürlich gibt es leichte Abfälle und Zuwächse in einzelnen Kategorien. So wurden weniger Assists bei leicht gestiegener Usage Rate gespielt (20,5 in Dallas zu 19,3 in Houston), aber dafür warf er einmal mehr auf den Korb.
Auch sind die gesunkenen Quoten aus dem Feld sichtbar, aber dies ist zum jetzigen Zeitpunkt auch vor allem dem neuen System und der neuen Situation rundum den Spieler aus Florida zuzuschreiben.

Parsons wird sich einpendeln. Und zwar genau da, wo er hingehört. Vertrag hin oder her…


Fazit:

Die laute Kritik am Start von Chandler Parsons bei den Dallas Mavericks ist für mich auf den ersten Blick nachzuvollziehen, aber auf den zweiten schlichtweg unverständlich. Schaut man genauer hin, ist er weder eine Mogelpackung, noch ein kommendes Schnäppchen mit Upside zum Superstar.

Als jemand, der Parsons und den Spielertyp, für den er steht, immer mochte, möchte ich keinesfalls sagen, dass Parsons schlechter geworden ist.

Er ist gleich geblieben. Und das ist mein Kritikpunkt, meine These und meine Sorge für die Mavericks. Chandler Parsons hat seinen Höhepunkt als Spieler bereits erreicht. Er ist 26 Jahre alt und somit statistisch auf der so oft zitierten Peak. Die Charakteristik eines Spielers verändert sich nicht mehr komplett, wenn er die 25 überschritten hat. Und die dritte Option eines Teams zu sein ist nichts Schlechtes, aber das, was Parsons ausmacht.

Davon ausgehend, dass Nowitzki und Monta Ellis noch 2-3 Jahre spielen, wird Parsons bis zu seinem 29 Lebensjahr auch hier die dritte Option bleiben, WENN er im letzten Vertragsjahr in Dallas bleibt.

Der wahnsinnige Vertrag der Mavs klang wie ein Vorbote zu einer Leistungsexplosion, die nicht kommen wird und auch nicht muss. Ich “verurteile” Spieler oft nach ihrem Vertrag und ob sie entsprechend ihres Gehaltschecks abliefern. Aber bei Parsons wurde eine Upside bezahlt, die weder zu seinem Alter, noch seinem Vertrag, noch seiner Situation passt.

Aber das muss sie auch nicht. Spieler wie Parsons werden immer überbezahlt werden. Und Parsons ist brutal überbezahlt. Das soll nicht sein Problem sein, wird es auch nicht.

Parsons ist an diesem Punkt seiner Karriere der Spieler, der er bleiben wird.

Mit kaum veränderten Zahlen auf dem Statistikbogen, aber deutlich anderen auf dem Knax-Klub Konto.

Quellen:

Basketball-Reference.com, (2014). Chandler Parsons. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/players/p/parsoch01.html

Calculatenetsalary.com, (2014). Calculate net salary and income tax. [online] Available at: http://calculatenetsalary.com/

ESPN.com, (2014). NBA Player Salaries – National Basketball Association – ESPN. [online] Available at: http://espn.go.com/nba/salaries

ESPN.com, (2014). Parsons to join Mavs as Rockets won’t match. [online] Available at: http://espn.go.com/dallas/nba/story/_/id/11211261/houston-rockets-decline-match-dallas-mavericks-offer-chandler-parsons

GmbH, D. (2014). KNAX | Sparkassenauswahl. [online] Knax.de. Available at: http://www.knax.de/default.aspx

Salmon, J. and Salmon, J. (2013). Analyzing NBA Player Development by Position. [online] Bloomberg Sports. Available at: https://www.bsports.com/statsinsights/analyzing-player-development-by-position#.VHRX-4uG__E

Spotrac.com, (2014). 2014-2015 NBA Top Base Salaries. [online] Available at: http://www.spotrac.com/rankings/nba/