“I’m coming home!”

Diese Worte bewegten die NBA Fans rund um den Globus so, wie es kaum andere vorher taten. Es war mehr als eine billige Aussage, die LeBron James im Juli 2014 traf, als er sich entschied, sich wieder den Cavaliers in seiner Heimat in Cleveland anzuschliessen. “It´s more than just Basketball”, ließ James verlauten. Es geht manchmal schlichtweg manchmal um mehr, als den reinen sportlichen Erfolg. Es gibt wichtige Dinge für NBA Profis, die nicht nur mit einer Statistik über Siege und Niederlagen ausmachen lässt. Natürlich sind die rund 40 Millionen Dollar, die James nun in Cleveland verdient, ein schweres Argument.

Ein Argument, welches er aber in jedem anderen Team auch hätte haben können.

Für den Superstar James war es vor allem die Rückkehr in die Heimat, die ihn motivierte den South Beach in Miami zu verlassen, den Sand Floridas von seinen Shorts zu klopfen und in das in allen Bereichen kältere, graue Cleveland im US-Staat Ohio zurückzukehren.

Zu dem Team, dass ihn draftete. Das Team, was ihn als jungen, aufsteigenden Star aufnehmen durfte.

Ein Heimatgefühl, dass er nie müde wurde zu betonen.

Doch die NBA besteht nicht nur aus Superstars.

Und während Popsänger Lieder über die Rückkehr des wohl besten Basketballers unserer Generation sangen (https://www.youtube.com/watch?v=c4qBuEYciYc), kehrten auch andere NBA-Spieler mit weniger Drumherum zurück in ihrer Heimat.

Und wenn es auch NUR die basketballerische ist.

Einer von diesen Spielern ist Omri Casspi von den Sacramento Kings. Gedraftet im Jahr 2009 and der 23. Stelle von eben jenem Team, fand der in Israel geborene Profi seinen Weg zurück nach Kalifornien und spielt dort nun den wohl effektivsten Basketball seiner Karriere.

Aber der Weg von Omri Casspi beginnt nicht im Sonnenstaat an der Westküste der USA. Er startet für NBA-Verhältnisse eher ungewöhnlich, im zwanzig Flugstunden entfernten Israel.

Mit seinen zwei Geschwistern wuchs der heute 26 Jährige dort in Javne auf und entwickelte nicht nur schnell ein Interesse am “Volkssport” Basketball, sondern ebenso schnell großes Talent.

Bereits mit 17 Jahren debütierte der 2,06m große Small Forward beim International anerkannten Profiteam Maccabi Tel Aviv. Er war ein Star in der Krisen geschüttelten Region.

Musste er noch mit 18 Jahren den 3 Jährigen Militärdienst absolvieren, waren es die Sacramento Kings, die ihm im Jahr 2009 an der 23 Stelle der Draft seinen Namen riefen.

Und nicht nur Shimon und Eilana, die Eltern Casspis, eine ganze Nation freute sich mit dem damals 21 jährigen.

Casspi wurde zum ersten israelischen Spieler, der innerhalb der NBA Draftrunde 1 gezogen wurde und debütierte darüber hinaus als erste israelischer Spieler überhaupt in der NBA.

Das Aufsehen darüber war so groß, dass sogar der israelische Ministerpräsidend Shimon Peres zum Telefonhörer griff, um dem Nationalspieler Casspi zu seinem großen Schritt zu gratulieren.

Fast jeder NBA-Spieler war in seinem Leben vor der stärksten Liga der Welt ein Star. Jeder Spieler hatte besondere Erfolge erzielt, Rekorde gebrochen, waren auf den Campussen ihrer Universitäten Prominente und erfreuten sich größtem Zuspruch, zum Teil dem einer ganzen Nation.

So musste auch Omri Casspi feststellen, dass nicht jede Karriere, die tatsächlich einen Zeitraum in der NBA umfasst, auch dafür bestimmt ist so weiterzugehen, wie sie in ruhmreichen Zeiten begann.

Zwar konnte Casspi in seinem NBA-Debüt mit 15 Punkten stark aufspielen, überzeugte in seiner Rookiesaison Kritiker und das eigene Team und konnte sich einen Startplatz erkämpfen, der große Durchbruch blieb aber aus.

Auch in der zweiten Saison 2010/2011 konnte Casspi keine größeren Fortschritte verbuchen und der Punkteschnitt der Kultfigur der jüdischen Gemeinde Kaliforniens (Die Sacramento Kings boten während der Heimspiele sogar koscheres Essen an) fiel ebenso wie die Minuten des nun wieder von der Bank kommenden Flügelspielers.

So kam der Trade des Rollenspielers im Jahr 2011 weder überraschend, noch bewegte er die Medien, ausserhalb seiner israelischen Herkunft.

Das ist die Realität der Rollenspieler, Lieder werden nur über die Superstars gesungen.

Und so fand sich Casspi in Cleveland wieder. Eine Stadt, die erst 3 Jahre später wieder auf der Landkarte erscheinen sollte, wenn der selbst ernannte King James zur längeren Audienz bat.

Bei den Cavaliers, einem der der schlechtesten Teams der Liga in der Saison 2011/2012.

Mit nur 21 Siegen in der auf 66 Spiele verkürzten Saison, bedeutete dies nicht nur ein miserables Jahr für die Cleveland Cavaliers, sondern auch für Omri Casspi. Der 23 Jährige produzierte noch schlechtere Statistiken als im Vorjahr, bis schließlich in seiner letzten Saison 2012/2013 im Trikot der Cavaliers auch der persönliche Tiefpunkt erreicht war.

In knapp 12 Minuten und nur 43 Spielen für die Kavaliere aus Ohio erzielte Casspi unter anderem Career Lows in Punkten (4,0) Rebounds (2,7) Assists (0,7) und einem unterdurchschnittlichen Player Efficiency Rating von 12,9 (Gleich mit dem Vorjahr. Casspi bewegte sich immer unterhalb des Ligadurchschnitts von 15,0).

Nachdem Cleveland den Vertrag nicht verlängerte, folgte ein etwas besseres Jahr bei den Houston Rockets, in dem die Statistiken sich in allen Bereichen wieder nördlich bewegten. Zurück in einem größeren Platz in der Rotation spielte sich Casspi mit Herz und Einsatz in Rund 18 Minuten zurück in die Aufmerksamkeit der Fans. Und auch ein alter Bekannter kam zurück auf den Plan und zeigte, dass “Heim kommen” auch für Rollenspieler ein wichtiger Faktor sein kann…

Nachdem er als Teil des großen Trades um die Rockets, die New Orleans Pelicans und den Washington Wizards nach New Orleans verschifft wurde, strichen die Casspi im Juli 2014 kurzerhand aus dem Kader.

Rock Bottom für einen NBA Spieler.

Und für viele Spieler von “Overseas” der Weg zurück über den großen Teich.

Doch nicht für Casspi.

Im September des Jahres 2014 entschied er sich für seine eigene, stille Heimkunft.

Er unterzeichnete einen Einjahresvertrag zum Ligaminimum bei dem Team, was ihm schon 2009 vertraut hatte, als es ihn mit 21 Jahren aus Israel draftete, den Sacramento Kings.

Und Sacramento dankt ihm erneut mit Vertrauen. Im Nr.1 Bandwaggon-Team der Saison 2014/2015 und angeführt vom fleischgewordenen Hulk in DeMarcus Cousins spielt Casspi in wichtigen, immer mehr werdenden, Minuten den effektivsten Basketball seiner Karriere.

Von der Bank kommend erzielt der Forward derzeit in knapp 19 Minuten 8,5 Punkte bei sehr guten 53,8% Wurfquote aus dem Feld. Dazu greift er sich 3,4 Rebounds, verteilt 1,4 Assists und verwandelt sichere 88% von der Freiwurflinie. Lediglich die 15% Dreierquote bei 1,5 sind Karriere-Tiefstwert und bieten gehörig Platz nach oben.

Eine andere Zahl spricht jedoch eine deutlichere Sprache im Spiel des sich ständig bewegenden, schnellen Flügelspielers.
Das PER (Player Effeciency Rating) des Israeli liegt in diesem Jahr bei 17,8 und ist somit nicht nur 5% über Casspi’s Karriereschnitt von 12,5, er liegt somit auch erstmals in dessen Karriere über den magischen 15,0, die einen durchschnittlich effektiven Spieler in der NBA bestimmen.

Das Jahr, das Omri Casspi als Spieler in dieser Liga wiederbeleben soll, ist in vollem Gange und er hätte sich keinen besseren Arbeitgeber aussuchen können als den, der schon einmal mit Vertrauen und begeisterten Fans auf ihn warteten. Er ist zurück und dort auf seinem Platz richtig, auch wenn es erstmal wieder der Platz auf der Bank ist.

Die NBA ist in erster Linie eine Liga der Superstars.

Sie repräsentiert sich durch diese und trotzdem ist sie doch vor allem oft eine Liga der Rollenspieler. Die Spieler, die dort Stars waren wo sie herkommen, sei es ein College, eine Highschool oder eine andere Liga in einem anderen Land und sich dem Erfolg des Teams unterordnen. Ihre Rolle akzeptieren und diese so spielen, als sei es das wichtigste auf der Welt. In begrenzten Minuten bringen diese Spieler Impulse, die es den Teams erlauben, Führungen zu halten, Rückstände zu reduzieren oder einfach nur Pausen für die Leistungsträger zu schaffen.

Und so war es mal an der Zeit, dass jemand ein Hymne auf jemanden bringt, der sportlich heimgekehrt ist und wieder angekommen zu sein scheint. Der in kürzeren Minuten als Rotationsspieler harte Arbeit abliefert. Auch, wenn die Hymne in dem Fall auch Gott sei Dank nicht gesungen ist.

Welcome home, Omri.

Quellen:

Basketball-Reference.com, (2014). Cleveland Cavaliers. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/teams/CLE/ [Accessed 2 Dec. 2014].

Basketball-Reference.com, (2014). Omri Casspi. [online] Available at: http://www.basketball-reference.com/players/c/casspom01.html [Accessed 2 Dec. 2014].

Devine, D. (2014). Omri Casspi fears for family members’ lives amid Israel-Palestine rocket attacks. [online] Yahoo Sports. Available at: http://sports.yahoo.com/blogs/ball-dont-lie/omri-casspi-fears-family-members-lives-amid-israel-204510411–nba.html [Accessed 2 Dec. 2014].

Europeanprospects.com, (2014). Omri Casspi leaving Maccabi? | European Prospects | 1988 born. [online] Available at: http://www.europeanprospects.com/omri-casspi-leaving-maccabi/ [Accessed 2 Dec. 2014].

http://www.tmz.com, (2014). NBA Player Omri Casspi — Visits Israeli Troops … Brings Basketballs. [online] Available at: http://www.tmz.com/2014/07/30/nba-player-omri-casspi-visits-israeli-troops-brings-basketballs/ [Accessed 2 Dec. 2014].